Szenen wie auf einem Parteitag
Die Welt
Auf der Eröffnunsgsfeier der Olympischen Spiele von Peking herrscht Stimmung wie bei der Schluckimpfung. IOC-Chef Bach tänzelt an der Schwelle zur Kritik, und Kinder singen sich die Kehle wund. Einer ist aber glücklich. Und das ist die Hauptsache.
Schon am Tag vor der Eröffnungsfeier hatte Thomas Bach in gewisser Weise einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie er sich das Spektakel am Freitagabend im Pekinger Nationalstadion denn so vorstellt. „Wenn ein Schauspieler in einem Theater Hamlet spielt, fragt sich auch keiner, ob er während des Stücks politische Meinungen äußern kann“, zog der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees einen wilden Vergleich. Der Patron der Spiele war zuvor nach dem Verbot von politischen Meinungsäußerungen für die Athleten gefragt worden.
Man muss Bachs Worte nicht einmal sonderlich spitz interpretieren, um die Botschaft dahinter zu entschlüsseln: Sportler sollen gefälligst Sport machen und ansonsten nicht das große Schauspiel auf der Olympia-Bühne stören, indem sie vom wohl inszenierten Drehbuch abweichen. So wünscht es sich der IOC-Regisseur, der früher selbst mal Sportler war.