
So verliefen Assads letzte Stunden in Syrien
n-tv
In der vergangenen Woche fällt das Regime von Syriens Machthaber Assad wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Eine Recherche zeigt, wie der Diktator noch kurz vor seiner Flucht nach Moskau seinen Stab und sogar Familienmitglieder über seine Pläne im Unklaren ließ.
Diktator Baschar al-Assad vertraute fast niemandem seine Pläne an, Syrien zu verlassen. Stattdessen wurden Berater, Beamte und sogar Verwandte getäuscht oder im Unklaren gelassen, wie mehr als ein Dutzend Personen mit Kenntnis der Ereignisse berichten. Noch Stunden vor seiner Flucht nach Moskau versicherte Assad demnach in einer Besprechung mit etwa 30 Armee- und Sicherheitschefs im Verteidigungsministerium am vergangenen Samstag, dass militärische Unterstützung von Russland auf dem Weg sei. Er habe die syrische Armee aufgefordert durchzuhalten, sagte ein bei dem Treffen anwesender Kommandeur, der anonym bleiben wollte.
Auch das zivile Personal war ahnungslos. Seinem Büroleiter im Präsidentenamt sagte Assad am Samstag, er gehe nach Hause. Stattdessen fuhr er zum Flughafen, wie ein Berater aus seinem engsten Kreis erzählt. Er habe auch seine Medienberaterin Buthaina Shaaban angerufen und gebeten, zu seinem Haus zu kommen, um eine Rede zu schreiben. Doch bei ihrem Eintreffen fand sie niemanden vor. "Assad hat sich einfach aus dem Staub gemacht", sagt Nadim Houri, Geschäftsführer der regionalen Denkfabrik Arab Reform Initiative. "Er hat seine Anhänger ihrem Schicksal überlassen."
Die Nachrichtenagentur Reuters konnte keinen Kontakt zu Assad in Moskau herstellen, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde. Interviews mit 14 Personen, die Kenntnis über seine letzten Tage und Stunden an der Macht haben, zeichnen das Bild eines Mannes, der nach Hilfe von außerhalb suchte, um seine 24-jährige Herrschaft zu verlängern. Da dies aber offenbar erfolglos blieb, setzte er auf Täuschung und Verschleierung, um seine geheime Ausreise aus Syrien in den frühen Morgenstunden des Sonntags zu planen.
