Prozess gegen ehemalige KZ-Sekretärin: Angeklagte flüchtig – Haftbefehl erlassen
Frankfurter Rundschau
Zwischen 1943 und 1945 soll Irmgard F. Beihilfe zum Massenmord geleistet haben. Mehr als 75 Jahre später wird die heute 95-Jährige angeklagt – vor dem Prozess flieht sie.
Update vom Donnerstag, 30.09.2021, 10.48 Uhr: Im schleswig-holsteinischen Itzehoe hat sich am Donnerstag der Prozess gegen eine ehemalige Sekretärin der Leitung des NS-Konzentrationslagers Stutthof direkt zu Beginn verzögert. Wie der Vorsitzende Richter zum Auftakt mitteilte, war die 96-jährige Angeklagte flüchtig. Die Kammer habe nun einen Haftbefehl gegen sie erlassen.
Irmgard F. habe am Donnerstagmorgen ihr Heim verlassen und sei mit dem Taxi zu einer U-Bahn-Station gefahren, führte eine Gerichtssprecherin aus. Die Angeklagte muss sich vor dem Landgericht Itzhoe wegen Beihilfe zum Mord in mehr als elftausend Fällen und einigen Fällen von Beihilfe zu versuchtem Mord verantworten. Laut Anklage arbeitete sie in dem Lager von 1943 bis 1945 als Stenotypistin und Schreibkraft der Kommandantur.
Erstmeldung vom 06.02.2021: Itzehoe – Am 9. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Stutthof nahe Danzig von Streitkräften der Roten Armee befreit. Insgesamt 110.000 Menschen waren hier inhaftiert, etwa 65.000 von ihnen starben, die meisten an Krankheiten und Entkräftung. Mit dem Giftgas Zyklon B wurden mehr als 1.000 Menschen hingerichtet, hauptsächlich Juden.