
Mitzki „Laurel Hell“: Die Hoffnung hat ihren Platz
Frankfurter Rundschau
Mitskis ambivalentes, auch tanzbares Album „Laurel Hell“.
Von leeren Teetassen und Keksresten hat Mitski einst gesungen, ein Bild für das Ende der Liebe. „Happy“ lautete ironisch der Titel des noise-durchwetterten Songs, der ihr Album „Puberty 2“ (2016) eröffnete. Nicht minder niederschmetternd hebt „Laurel Hell“ an, der neue Songzyklus der japanischstämmigen US-Amerikanerin.
Nein, auch „Laurel Hell“ ist nicht gerade eine überschäumende Feier der Freuden des Lebens. Zugleich ist die New Yorkerin keine Hohepriesterin von Schmerz und Düsternis. Einige der Songs klingen poppig, wie beispielsweise das von einem Housebeat angetriebene „Love Me More“, mit den Zeilen: „When today is finally done/There’s another day to come“. Im Umbruch liegt eben auch das Potenzial zum Aufbruch. Die Sängerin kommt wieder in ihre Spur – die sie trotz einer herben Erschütterung so ganz ohnehin nicht verloren hat – und geht ihren Weg.
Die Hoffnung hat ihren Platz in diesem Gefühlsuniversum, nicht zuletzt auch die Dramaturgie der Songs belegt das. Vom synthiedüsteren Beginn mit „Valentine, Texas“ führt sie zu beinahe euphorischen Nummern wie dem finalen „That’s Our Lamp“. Derweil Ambivalenzen bleiben. „We fought again/I ran out the apartment/You say you love me/I believe you do“, lauten die ersten Zeilen.
In der Frühgeschichte ihrer Laufbahn, auf ihrem bemerkenswerten, selbstverlegten Debüt „Lush“ (2012), hatte sich die dmals 21-Jährige als vielversprechende Singer/Songwriterin des dramatisch-pathetischen Fachs am Klavier präsentiert. In dieser Richtung, musikalisch Tori Amos verwandt, hätte sie getrost weitermachen können. Bald jedoch nahm sie Abschied vom Pathos, zugunsten von Rockmusik in Popfasson. Ansätze dazu waren schon auf dem Debüt zu erkennen. Auf „Laurel Hell“ nun dreht Mitski die Schraube eine Windung weiter. Die Produktionsweise ist eine elektronische, mit Affinität zum Tanzboden. Das ist Musik zur Zeit.
Mitski selbst vergleicht sie mit Verfahren, die in den achtziger Jahren gängig waren: Nie stand eine komplette Band im Studio, alles wurde am Mischpult zusammengefügt. Die unfrohe Zeit, so die Musikerin in Interviews, habe das Bedürfnis geweckt zu tanzen. In ihrem Fall das Bedürfnis nach einer Musik, die so klingt, wie einst in den Achtzigern.
