Kokain-"Tsunami" überrollt Europa
n-tv
Der europäische Kokainkonsum erreicht einen historischen Höchststand: Rund 3,5 Millionen Europäer greifen im Jahr 2021 zum weißen Pulver. Die hohe Nachfrage treibt den Kontinent in den Blick großer Drogen-Kartelle. Das Geschäft ist mittlerweile derart lukrativ, dass auch Folter und Korruption stetig zunehmen.
An Kokain zu kommen, ist in Europa mittlerweile kaum schwieriger als sich eine Pizza liefern zu lassen. Der "Kunde" ordert den Stoff bei einem verschlüsselten Whatsapp- oder Signal-Konto und bekommt ihn kurze Zeit später von einem motorisierten Boten ins Haus geliefert - für etwa 70 Euro das Gramm. Dabei wird Europa immer stärker von lateinamerikanischen Kokain-Kartellen ins Visier genommen. Das Drogen-Geschäft wirft so hohe Gewinne ab, dass die Profiteure zu hohen Schmiergeldern, aber auch zu massiver Gewalt bereit sind.
Im Jahr 2021 haben etwa 3,5 Millionen Europäer laut Europäischer Drogen-Beobachtungsstelle EMCDDA mindestens ein Mal Kokain konsumiert. Das sind vier Mal mehr als noch vor 20 Jahren - historischer Höchststand. Dass das Angebot ebenso wächst wie die Nachfrage, dafür spricht der Rekordstand an Kokainbeschlagnahmungen in Europa: 2021 fanden Drogenfahnder laut Europol insgesamt 240 Tonnen des aufputschenden Pulvers. 2020 waren es noch 213 Tonnen, ein Jahrzehnt zuvor nur 49 Tonnen. Der Trend setzt sich offenbar fort: Allein in den Häfen von Antwerpen und Rotterdam beschlagnahmten die Zollbehörden Belgiens und der Niederlande vergangenes Jahr 162 Tonnen Kokain.
Der Chef der belgischen Polizeibehörde zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität, Eric Snoeck, spricht von einem "Tsunami". Auch der deutsche Zoll verwies Ende Dezember anlässlich des Funds von 3,6 Tonnen Kokain im Hamburger Hafen auf den "anhaltend hohen Zufuhrdruck von Kokain nach Europa". Etwa 90 Prozent des Kokains werden in Schiffscontainern nach Europa geschmuggelt, versteckt zwischen normalen Gütern wie Bananen oder Thunfischdosen.