Keine Lohnfortzahlung für Ungeimpfte in Quarantäne? Das bedeutet Alarmstufe Rot
Frankfurter Rundschau
Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist in Gefahr. Dabei sind Aussagen zum Impfschutz zu wenig belastbar als Begründung für politische Maßnahmen. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Die Corona-Pandemie verändert die Welt, und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen. Nun muss das Covid-19 auslösende Virus auch für einen Frontalangriff auf eine historische Errungenschaft des sozialen Sicherungssystems in Deutschland herhalten. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall soll für Arbeitnehmer:innen fallen, die nicht gegen Corona geimpft sind und deswegen in Quarantäne müssen.
Vorreiter ist das grün geführte Baden-Württemberg, dicht gefolgt von SPD-Ländern. Sie machen sich damit zu Handlangern der Arbeitgeber:innen, denen die sechswöchige Fortsetzung der Gehaltszahlungen an Kranke schon lange ein Dorn im Auge ist. Angriffe auf die Universalität der sozialen Krankenversicherung (SKV) durch die Ausgliederung bestimmter Leistungen etwa für Risikosportler:innen oder Raucher:innen gibt es immer wieder. Nun soll es also den „Impfverweiger:innen“ an den Kragen gehen, die ja selber schuld seien.
Das bedeutet Alarmstufe Rot. Wer an einer Ecke anfängt zu nagen, bringt über kurz oder lang das ganze Gebäude zum Einsturz. Besonders perfide ist der Versuch, die Pandemielage auszunutzen. Medizinisch ist die unterschiedliche Behandlung von Geimpften und Nichtgeimpften nämlich nicht gerechtfertigt. Zwar scheint das Risiko einer aktiven und passiven Infektion für eine gewisse Zeit nach der Impfung geringer zu sein, aber es besteht und ist nicht zu vernachlässigen.