
Jungle: „Loving in Stereo“ – Mit den Tricks von heute
Frankfurter Rundschau
Discosoul mit allen Schikanen: „Loving in Stereo“, eine federleicht wirkende Tüftelarbeit des Londoner Duos Jungle.
Die Titel lesen sich wie die von Songs aus der siebziger Jahren. „Dry Your Tears“. „Keep Moving“. „Lifting You“. „Can’t Stop the Stars“. Auch musikalisch bezieht sich das Londoner Produzentenduo Jungle auf den Disco-Hedonismus von damals, aber keineswegs eins zu eins.
Am Anfang, so Jungle in einem Interview, habe die Frage gestanden: Wie klänge ein Soulsong aus den sechziger oder siebziger Jahren, hätte er schon den Disco- oder Garage-House-Vibe gehabt. Auch eine Band aus den fünfziger Jahren, die spielte, als wüsste sie schon, wie dereinst Dance-Tracks oder eine 808-Drum-Machine klingen werden, hatten Josh Lloyd-Watson und Tom McFarland im Sinn. „Musik von früher, die schon die Tricks von heute draufhat.“
Wie schon auf den beiden vorhergehenden Alben ist es der für Jungle charakteristische zweistimmige Falsettgesang, der einen großen Teil der Nummern prägt. Wiederzuerkennen ist auch eine Art Samplingprinzip ohne tatsächliches Sampling (von einer Ausnahme abgesehen). So wenig es sich bei Jungle um ein Originalklangensemble handelt, angesichts des Gesangs kommen einem doch sofort Marvin Gaye und Curtis Mayfield in den Sinn. Und die Stimme von Lydia Kitto, Gast in „Keep Moving“ und dem Vorabsingle-Hit „All Of the Time“, erinnert ein wenig an jene von Diana Ross. Im beschwingten „Romeo“ hat der New Yorker Rapper Bas einen Gastauftritt.
