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Iran: Frau stirbt nach Festnahme durch die Sittenpolizei
Frankfurter Rundschau
Immer wieder werden Frauen im Iran wegen ihrer Kleidung verhaftet. Nach dem Tod einer 22-Jährigen hagelt es jetzt Kritik und Protest.
Teheran – Im Iran gibt es nach dem Tod einer jungen Frau in Polizeigewahrsam heftige Kritik an der Regierung. Die 22-Jährige war am Dienstag (13. September) in der Hauptstadt Teheran wegen ihres „unislamischen“ Outfits festgenommen worden. Wenige Tage darauf wurde ihr Ableben bekannt gegeben, wobei der Polizei vorgeworfen wird, die Verhaftete zu Tode geschlagen zu haben.
Die junge Frau war für einen Familienbesuch in Teheran, als sie von der Sitten- und Religionspolizei verhaftet wurde. Kritiker des Vorfalls sagen, der Grund dafür habe nur darin bestanden, dass ihr Kopftuch nicht richtig saß und ein paar Haarsträhnen zu sehen waren. Dieser Version zufolge, die in den sozialen Medien kursiert, sei ihr nach der Festnahme auf den Kopf geschlagen worden, was zu einer Hirnblutung, einem Koma und noch am selben Tag zum Tod geführt habe. Die Polizei erzählt eine andere Geschichte.
Den Behörden im Iran zufolge starb die 22-Jährige an Herzversagen. Erst am Freitag wurde ihr Tod bestätigt. Die Vorwürfe, dass ein Schlag die Todesursache gewesen sein soll, wies die Polizei vehement zurück. Stattdessen veröffentlichte sie ein Video, dass den Herzinfarkt der Frau zeigen soll. Die Echtheit der Aufnahmen kann allerdings nicht verifiziert werden. Zudem kündigte die Regierung im Iran an, den Vorfall von einem Spezialteam untersuchen zu lassen.
Der Tod der jungen Frau hat im Iran, aber auch international, für Entsetzen und Kritik gesorgt. Bei der Beerdigung in ihrer Heimatstadt Saghes im iranischen Kurdistan demonstrierten tausende Menschen vor dem Gouverneursamt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars kam es dabei auch zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Auch in Berlin gingen Menschen am Samstag auf die Straße, um vor der iranischen Botschaft zu protestieren.
Die Kritik richtet sich auch gegen die strengen Kleidungsvorschriften für Frauen im Iran. Diese gelten seit der Islamischen Revolution von 1979, werden jedoch, insbesondere in den Metropolen, häufig ignoriert. Die Regierung des ultrakonservativen Ebrahim Raisi versucht seit Monaten, die islamischen Gesetze strenger umzusetzen. Erst vor Kurzem war es zu Protesten gekommen, nachdem eine Frau im Iran wegen ihrer Kleidung festgenommen worden war. (vbu mit dpa)