Gestählt auf Schalke und in Moskau
Die Welt
Domenico Tedesco galt lange als Streber. Er war in der Trainerausbildung Jahrgangsbester, Gesamtnote 1,0 und spricht mittlerweile sechs Sprachen. Doch der neue Trainer von RB Leipzig ist nun auch in anderen Disziplinen gereift.
Es gibt Momente, von denen angenommen wird, dass sie über eine ganze Trainerkarriere entscheiden können. Möglicherweise hat Domenico Tedesco, mittlerweile 36 und damit immer noch unerhört jung für einen Bundesliga-Coach, es damals auch geglaubt. In jedem Fall aber war ihm mit seiner Mannschaft etwas schier Unglaubliches gelungen.
Am 25. November 2017 spielte er mit dem FC Schalke 04 das größte Derby, das der deutsche Fußball zu bieten hat. Tedesco trat mit den Königsblauen bei Borussia Dortmund an. Es sah böse aus. Zur Pause lagen die Schalker 0:4 zurück. Sie wurden vorgeführt. Doch dann muss Tedesco, ein gerade mal 32-jähriger Nobody, der erst fünf Monate zuvor zur völligen Verblüffung der Fans von Erzgebirge Aue gekommen war („Domenico wer?“) über sich hinausgewachsen sein. Was genau er zur Halbzeit gesagt hat, ist unklar. Das, was überliefert ist, klingt sogar eher banal. Aber es muss einer der überzeugendsten Auftritte gewesen sein, die ein Trainer überhaupt hinlegen kann.