Fusionsfieber bei Schnell-Lieferdiensten noch lange nicht vorbei
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Essen binnen weniger Minuten bequem vor die Haustür geliefert - besonders in der Pandemie erleben Lieferdienste einen Boom. Um die post-pandemische Flaute abzuschwächen, bleibt manchen Anbietern jetzt allerdings nur ein Ausweg. Die Branche fährt einen harten Konsolidierungskurs.
Unter europäischen Schnell-Lieferdiensten steigt das Fusionsfieber. Der milliardenschwere Kauf von Gorillas durch den türkischen Rivalen Getir ist Experten zufolge noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn die Branche, die in der Pandemie einen Boom erlebte, kämpfe nun mit einer schwächelnden Nachfrage und hohen Kosten. Den Überlebenden dieser Konsolidierungswelle winkten aber gute Geschäfte. Die Unternehmen reduzierten Ausgaben und überschüssige Kapazitäten schneller als gedacht, sagt Analystin Catherine O'Neill von der Citigroup. Gleichzeitig wachse der Warenwert pro Lieferung. Die trüben Konjunkturaussichten blieben aber ein Risikofaktor. "Es ist noch unklar, wie diese Firmen eine Rezession überstehen werden."
Gorillas hatte bereits vor Monaten Stellen gestrichen und sich aus einigen Ländern zurückgezogen. DoorDash, die Mutter des Rivalen Wolt, baut ebenfalls Jobs ab. Auch Investoren werden vorsichtiger. Dem Datenanbieter Pitchbook zufolge pumpten Wagniskapitalgeber im laufenden Jahr bei zwei Transaktionen insgesamt 125 Millionen Dollar frisches Kapital in den Sektor. Im vergangenen Jahr seien es 1,3 Milliarden Dollar gewesen, verteilt auf 13 Deals.
Neben Zusammenschlüssen zwischen direkten Rivalen halte er auch verstärkte Kooperationen mit klassischen Essenslieferanten für möglich, sagte Larry Illg, der beim Technologie-Investor Prosus für den Lebensmittel-Sektor zuständig ist. Bereits jetzt können "Lieferando"-Kunden sämtliche Getir-Produkte über die deutsche Tochter von Just Eat Takeaway bestellen.
Der Softwarekonzern SAP möchte umstrukturieren und macht seinen Mitarbeitern attraktive Angebote, um das Unternehmen zu verlassen. Die Programme schlagen anscheinend voll ein, denn Tausende interessieren sich einem Bericht zufolge für einen Abgang. Doch nicht für alle könnte der Wunsch in Erfüllung gehen.