E-Kerosin: Grün durchstarten
Frankfurter Rundschau
Die weltweit erste Pilotanlage für Kerosin aus Windstrom soll das Fliegen umweltfreundlich machen. Bislang ist der CO2-neutrale Treibstoff aber noch viel zu teuer.
Klimaneutral fliegen – das ist die Vision, mit der die Airlines ihr Geschäftsmodell angesichts der zu erwartenden Restriktionen beim CO2-Ausstoß retten wollen. Nach derzeitigem Stand der Technik ist das bei Passagierjets längerfristig in großem Stil nur mit „E-Kerosin“ möglich, das aus erneuerbarem Strom hergestellt wird. Batterien für einen Elektroantrieb haben eine zu geringe Energiedichte und wären daher zu schwer. In Deutschland ist nun die weltweit erste Pilotanlage zur Produktion von CO2-neutralem Kerosin eingeweiht worden. Der Treibstoff ist jedoch noch viel teurer als fossiles Kerosin – die Erzeugungskosten liegen bei mehr als fünf Euro pro Liter.
Die neue Anlage steht in Werlte im Emsland in Niedersachsen. Produziert wird der Treibstoff aus Wasser mit Ökostrom von Windrädern aus dem Umland, um per Elektrolyse Wasserstoff zu erhalten, sowie mit Kohlendioxid, das aus der Umgebungsluft sowie aus dem Abgas einer Biogasanlage gewonnen wird. Damit gilt das Kerosin als CO2-neutral. Konzipiert wurde das Projekt von dem Berliner Dienstleister Atmosfair, der die CO2-Kompensation von Flügen anbietet. Erster Kunde für den Ökosprit ist Deutschlands größte Airline Lufthansa.
Den Regelbetrieb der Pilotanlage plant Atmosfair nach eigenen Angaben für das erste Quartal 2022. Pro Tag sollen in Werlte dann acht Fässer mit Rohkerosin produziert werden. Tanklaster bringen das Vorprodukt zu einer Raffinerie in Heide nördlich von Hamburg, die das synthetische Rohöl zum fertigem Treibstoff, genannt „Jet A1“, veredelt und an den Flughafen Hamburg liefert. Die Anlage läuft laut dem Unternehmen derzeit erst in Teilen, das Zusammenspiel aller Komponenten benötige noch Abstimmungen.