Drama in Russland: Schneesturm am Elbrus führt zur Katastrophe
Frankfurter Rundschau
Am Elbrus, Russlands höchstem Berg, kommen fünf Menschen ums Leben. Offenbar waren die Teilnehmenden der Wandertour nicht besonders fit. Die Tourenführer werden verantwortlich gemacht
Kaukasus/Russland - Die Probleme hätten an einem Seilgeländer beim Abstieg begonnen. „Das Wetter verschlechterte sich rasant, der Luftdruck fiel, mit einer Windgeschwindigkeit von 70 Meter pro Sekunde jagte uns feiner, staubiger Schnee ins Gesicht“, erzählte der Bergführer Anton Nikiforow. „Die Leute fingen an zu erblinden, mein Kollege konnte nach einer halben Stunde nichts mehr sehen, ich unten am Bergsattel.“ Bei diesen Worten saß Nikiforow schon in einem Moskauer TV-Studio, mit einem von dunkelroten Frostwunden und Schuldbewusstsein entstellten Gesicht.
Vergangenen Donnerstag (23.09.2021) geriet am Elbrus, dem 5642 hohen Gipfelberg des Kaukasus, eine Gruppe von 15 Freizeitalpinist:innen und vier Bergführern bei minus 20 Grad in einen Schneesturm, fünf Menschen starben, elf landeten mit Erfrierungen im Krankenhaus. Die Katastrophe rief eine nationale Debatte über Ursachen und Verantwortliche hervor. Das Staatsfernsehen veranstaltete eine Sondersendung der Talkshow „Pust Goworit“. Dort flehte am Ende Nikiforow den ebenfalls vom Frost gezeichneten Bergtouristen Dmitri Parachin um Verzeihung für den Tod von dessen Frau Irina Galtschuk an.
Das russische Ermittlungskomitee hat mittlerweile ein Strafverfahren wegen „Fahrlässigkeit bei einer Dienstleistung, die zum Tod von zwei und mehr Menschen führte“ eröffnet. Nikiforows Chef Denis Alimow, Inhaber der Firma „Elbrus Guide“, wurde festgenommen, er soll bereits gestanden haben.