Der furiose Aufstieg der dänischen "Killerwespe"
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Jonas Vingegaard wehrt in Alpe d'Huez alle Attacken von Tadej Pogacar auf das Gelbe Trikot ab. Mit einem überragenden Team im Rücken hat der Däne beste Chancen, den Dominator zu stürzen. Doch der Slowene steckt natürlich nicht auf und könnte von seiner Erfahrung profitieren.
Jonas Vingegaard unterhielt sich angeregt mit Edelhelfer Wout van Aert, zwei Meter weiter verspürte Tadej Pogacar keinen Redebedarf. Der Herausforderer in Gelb und der von ihm souverän in Schach gehaltene Titelverteidiger hatten sich am Tag nach der spektakulären Ankunft in Alpe d'Huez erst einmal nichts mehr zu sagen. Vingegaards sportliches Statement bei den Kletter-Showdowns in den Alpen hatte gesessen. Kein Grund für den schmächtigen Dänen, um abzuheben. "Ich muss all meinen Teamkollegen danken - sie haben einen unglaublichen Job gemacht. Das Team, das ich habe, ist wahrscheinlich das beste hier bei der Tour", schwärmte der 25-Jährige: "Das haben wir heute und gestern und auch in der ersten Woche gesehen."
In den ersten Tagen hatten die "Killerwespen", so wird die Equipe aus den Niederlanden wegen ihrer bis vor kurzem noch gelb-schwarzen Trikot genannt, indes auf andere, auf negative Weise von sich reden gemacht. So schimpft etwa Deutschlands Radstar Maximilian Schachmann über die aggressive Fahrweise des Superstar-Teams, das gleich mehrere Stürze selbst oder mit mitausgelöst hatte. "Jumbo muss sich mal ein bisschen einkriegen. Weil die alle wieder wie die Kaputten auf dem letzten Zentimeter fahren, es aber nicht können und sich dann an der Straßenkante aufhängen." Dies sei eine Gefährdung aller Fahrer. "Und das ist unnötig." Doch nach den ersten unruhigen Tagen besannen sich die "Killerwespen" und dominieren seither das Feld.
Die Vorstellungen von Jumbo-Visma und auch die von Vingegaard sind beeindruckend. Am ersten Tag in Gelb trugen ihn seine extrem starken Helfer um Allrounder van Aert den Großteil der 21 berühmtesten Kehren des Radsports in Alpe d'Huez hinauf - Rivale Pogacar war parallel fast auf sich alleine gestellt. Und als Pogacar im Finale dann das Duell Eins-gegen-Eins suchte, war Vingegaard im Stile eines großen Champions zur Stelle. Zuvor hatte Vingegaard am Mittwoch bei der Bergankunft am Col du Granon von einem kapitalen Einbruch Pogacars profitiert, dem Slowenen 2:51 Minuten abgenommen und dadurch das Maillot jaune krachend entrissen. Vor der Hitzeschlacht am Wochenende im Zentralmassiv, in der das Duell um Gelb kurzzeitig ein wenig abkühlen sollte, hat der Vorjahreszweite solide 2:22 Minuten Puffer im Gesamtklassement.