Der berührende Film „Nowhere Special“ im Kino: Worüber man nicht sprechen kann
Frankfurter Rundschau
Mit „Nowhere Special“ gelingt Uberto Pasolini ein ganz unsentimentaler Film über den Tod.
Ein junger Mann und ein Junge sitzen auf einer Bank, ihre Hände sind gefaltet. Beide tragen Baseballkappen, das Kind sieht auf zu dem Mann, der in die Ferne schaut. Vielleicht hat er ihm das Händefalten gerade nachgemacht. Über ihnen ein verwaschen-wolkiger Himmel und der Filmtitel: „Nowhere Special“. Was für einen Film möchte dieses einladende und doch rätselhafte Plakat bewerben? Eine Vater-Sohn-Geschichte mit den Lebensweisheiten von Forrest Gump?
Nicht wirklich. Uberto Pasolinis kleiner Film hat alle Hollywood-Formeln beiseite gewischt. Und auch wenn der Schauspieler auf dem Plakat, James Norton, lange als nächster „007“ gehandelt wurde: Nichts an seinem zurückhaltenden Spiel bedient die Klaviatur der Emotionalisierung. Ausgehend von einer kleinen Zeitungsmeldung, wollte der Regisseur einen Film von äußerster Einfachheit drehen, etwas in der Art des Japaners Ozu oder der Dardenne-Brüder. Das ist ihm gelungen. Die kleine Meldung ist bewegend genug.
Ein alleinstehender, an Krebs erkrankter Vater, so stand es in der „Daily Mail“, verbrachte seine letzten Monate damit, gemeinsam mit dem Kind nach Adoptiveltern zu suchen. Man mag sich kaum vorstellen, was das bedeuten muss, aber genau das malt Pasolini vor uns aus. In einfachen Szenen, die manchmal fast dokumentarisch wirken, so genau wie in ihnen Milieu und Mentalität der potentiellen Adoptiveltern in Belfast gezeichnet sind. Und die andererseits, wenn sie das oft wortlose Miteinander zwischen dem liebenden Vater und seinem Sohn beschreiben, eine magische Balance entfalten. Ozu, die Dardenne-Brüder oder auch Robert Bresson oder Abbas Kiarostami: All diese Meisterregisseure wären stolz darauf gewesen.