Demokratischer Häuserkampf
Frankfurter Rundschau
Beim Berliner Volksentscheid geht es vor allem darum, bezahlbare Mieten zu erreichen, damit Wohnen nicht zum Luxus verkommt.
Klar haben sie dafür gestimmt. Das Nein-Kästchen auf dem Berliner Volksentscheid anzukreuzen, hätte doch ausgesehen, als ob man Immobilienhaie weiter unbehelligt gewähren lassen wolle. Gott bewahre! Also haben sie sich für ein Ja entschieden, ob Deutsche Wohnen und Co enteignet werden sollen. Gewissermaßen als Denkanstoß. Damit der Senat kapiert, hier muss endlich was passieren, um Wohnen in Berlin nicht zu einem sündhaft teuren Luxus verkommen zu lassen.
Das ist in etwa der Tenor meiner indiskreten, telefonischen Blitzumfrage unter Freundinnen in Berlin in den letzten Tagen. Ich fühle mich bestätigt. Ein paar Sekunden lang hatte ich selbst zwar gezögert, wohin ich das Kreuz in der Frage des Volksbegehrens setzen sollte, als ich am Küchentisch in Jerusalem meine früh beantragten, jedoch reichlich spät eingetroffenen Briefwahlunterlagen ausfüllte.
Enteignen ist nicht gerade ein positiv besetzter Begriff, wenn man in Berlin nicht nur einen Koffer hat, sondern eine „Zwei-Zi-Wo“ besitzt. Aber das Bauchgefühl fand nichts dabei, und Zeit blieb eh nicht. Der rote Umschlag mit den Stimmzetteln musste schnellstmöglich weg.