"Das Mittel gegen Krieg und Gewalt ist Beziehung"
n-tv
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, das weltweite Erstarken rechtspopulistischer Kräfte - überall werden Feindbilder entworfen, die letztlich Gewalt rechtfertigen sollen. Der Psychologe und Theologe Stefan Seidel setzt dagegen den Aufruf, sich zu "entfeinden".
ntv.de: Warum wird aus einer Meinungsverschiedenheit inzwischen immer gleich Feindschaft?
Stefan Seidel: Wir haben ein bisschen verlernt, gesellschaftlich oder auch in kleineren Bezügen mit Verschiedenartigkeit, Andersartigkeit, anderen Meinungen oder Positionen umzugehen. Auch in dem Sinn, dass Vermittlung, Dialog, Kompromiss möglich sind. Das ist unser Erleben in den letzten Jahren in sich verschärfendem Ausmaß. Dann wird sich schnell in die eigene Blase zurückgezogen und eine kategorische Abtrennung von dem anderen gemacht. Das ist schwierig und auch einer größeren Entwicklung geschuldet: dem Zeitgeist. Wir leben in Zeiten sich verschärfender Krisen, globaler und wirtschaftlicher Art, die sozusagen die Spielräume auch mental im Einzelnen einschränken.
Wie äußert sich das?