Corona-Pandemie in Hessen: Warnung vor Radikalisierung von „Querdenken“
Frankfurter Rundschau
Der hessische Antisemitismusbeauftragte und die Gewerkschaft der Polizei kritisieren die „Querdenken“-Szene. CDU-Politiker Becker bezeichnet die Bewegung sogar als gefährliches Virus.
Frankfurt - Nachdem es bei Demonstrationen der sogenannten Querdenken-Bewegung bundesweit immer wieder zu Ausschreitungen gekommen ist, nehmen auch in Hessen die Warnungen vor einer Radikalisierung der Szene zu. Jens Mohrherr, hessischer Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), beklagt eine „zunehmende Gewaltbereitschaft der Corona-Gegner“. Mohrherr äußerte sich anlässlich einer Demonstration am 27. Dezember im bayrischen Schweinfurt. Dort war ein Kind mit Pfefferspray verletzt worden, dessen Mutter versucht hatte, eine Polizeisperre zu durchbrechen.
„Bereits in der ersten Welle der Corona–Pandemie haben wir feststellen müssen, dass ältere Mitbürger und Kinder in die demonstrativen Aktionen bewusst einbezogen wurden“, sagte Mohrherr in Wiesbaden. Dies sei etwa im März 2020 in Kassel der Fall gewesen. Wenn Kinder und ältere Menschen missbraucht würden, um Wut und Hass auf den Staat ausleben zu können, sei der „Zenit der unsäglichen Machenschaften“ überschritten. Mohrherr sieht zudem eine „zunehmende Dauerbelastung der Polizeibeschäftigten“. Es bleibe kein Raum zur Erholung. Auch der Bundesvorsitzende der GdP, Oliver Malchow, hatte Eltern kritisiert, die ihre Kinder auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen „als Schutzschilde gegen polizeiliche Maßnahmen“ einsetzten.
Der Antisemitismusbeauftragte der hessischen Landesregierung, Uwe Becker, hat die „Querdenken“-Bewegung unterdessen ungewöhnlich scharf kritisiert. „Querdenker sind selbst ein gefährliches Virus, denn sie stellen eine viel weitergehende Gefahr für unser gesellschaftliches Miteinander dar“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch. „Wer den Holocaust verharmlost, um heutige Regierungsentscheidungen zum Schutz der Bevölkerung vor Corona als diktatorisch zu verunglimpfen, will im Kern ein anderes Land und keine anderen Corona-Maßnahmen.“