Armut im Alter: Viele Senioren bekommen weniger als 500 Euro Rente im Monat
Frankfurter Rundschau
Geringe Rente für viele Vollzeitbeschäftigte trotz jahrelanger Arbeit – so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Das Bundessozialministerium schränkt jedoch ein.
Berlin – Corona und die Sicherung der Rente sind aus Sicht der Deutschen die dringendsten politischen Probleme des Jahres 2022. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa hervor. „Die direkte, konkrete Sorge um die eigene Existenz kommt bei den Befragten noch vor der oftmals abstrakteren Sorge um die Folgen des Klimawandels“, sagte Insa-Chef Hermann Binkert.
Ähnliche Ergebnisse hatten auch Forsa-Umfragen im Dezember 2021 ergeben. Danach war seit der Bundestagswahl 2021 die Bedeutung der Corona-Bekämpfung als immer größer eingestuft worden, während die Bildung der Ampel-Regierung und der Kampf gegen Klimawandel von weniger Menschen als dringendste Aufgabe deklariert worden waren. Dies könnte auch Auswirkungen auf die Arbeit der Ampel-Koalition haben, in der die SPD, die Grünen und die FDP zusammen regieren. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Corona-Pandemie in den Mittelpunkt seiner Neujahrsansprache gestellt.
In der Insa-Umfrage gaben 61 Prozent der 2004 Befragten an, dass sie der Bekämpfung der Corona-Pandemie als wichtigste Aufgabe der Bundesregierung ansehen. An zweiter Stelle folgt die Sicherung der Renten (60 Prozent) vor der Bekämpfung des Pflegenotstandes (56 Prozent) und der Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum (56 Prozent). Die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels folgt mit 46 Prozent an sechster Stelle nach der Begrenzung des Anstiegs der Energiepreise (51 Prozent). Nur elf Prozent finden die Förderung der Elektromobilität vorrangig. Trotz der Russland-Ukraine-Krise sehen nur 14 Prozent die Stärkung der Bundeswehr als zentrale Aufgabe.
Insbesondere bei der Rente besteht noch viel Handlungsbedarf. Etwa jeder fünfte Altersrentner beziehungsweise Altersrentnerin in Deutschland bekommt weniger als 500 Euro Rente im Monat. Das geht aus einer Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage hervor, die der dpa vorliegt. Rund 3,4 Millionen Altersrenten lagen demnach Ende 2020 bei unter 500 Euro, das waren den Angaben zufolge 19,8 Prozent. Rund die Hälfte (49,5 Prozent) der Renten lag bei unter 1000 Euro im Monat. Besonders viele kleine Renten werden im Westen und an Frauen gezahlt.
Das Ministerium merkt in seiner Antwort auf die Anfrage an, eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung sage wenig über das Gesamteinkommen im Alter aus. Kleine Renten ergäben sich vor allem aus sehr kurzen Beitragszeiten, etwa durch „kurze Erwerbsbiografien, wie sie früher in den alten Bundesländern bei Frauen oft vorkamen“ oder auch durch den Wechsel des Versichertenstatus von der gesetzlichen Rentenversicherung in die Beamtenversorgung. Laut Alterssicherungsbericht der Regierung kämen geringe Renten „viel häufiger“ in Haushalten mit hohen Einkommen vor.