Anton Stach, der Mainzer Musterschüler
ZDF
Die Nominierung von Anton Stach für die A-Nationalelf ist ein Beleg für die vorbildliche Ausbildungsarbeit in Vereinen wie dem FSV Mainz 05.
Es lag mehr als ein Hauch von Frühling über dem Frankfurter Stadtwald, als Bundestrainer Hansi Flick seine DFB-Team auf dem Rasenplatz an der Wintersporthalle im Schatten der mächtigen Arena zum ersten Training bat. Bei prächtigem Sonnenschein hatten die Akteure erkennbar gute Laune.
Hansi Flick führte mit Trillerpfeife und strenger Stimme durchs Programm. In den Länderspielen gegen Israel in Sinsheim (Samstag 20:45 Uhr/live im ZDF/sportstudio.de) und drei Tage später gegen die Niederlande in Amsterdam will der Bundestrainer seine Siegesserie fortsetzen.
Unter vielen prominenten Gesichtern befand sich mit Anton Stach auch der Überraschungsgast im Aufgebot. "Viele kennen mich bestimmt gar nicht", sagt der Mittelfeldspieler von Mainz 05.
Wobei Stach beim ersten Versuch von Hansi Flick gerade den Chauffeur für seinen Teamkollegen Andy Lucoqui spielte. Der habe im Auto den verpassten Anrufer gesehen und beim Rückruf auf Lautsprecher gestellt. Als sich tatsächlich Flick meldete, "bin ich vor Schreck erstmal falsch abgebogen".
Flick flüsterte ihm später dann auf dem Parkplatz, was er auch öffentlich sagte: "Wir wollen sehen, was für ein Potenzial er uns anbietet. Er macht seine Sache in Mainz sehr gut, auch wenn er mit Sicherheit noch nicht ausgereift ist." Der 57-Jährige fahndet nach einem Backup für Joshua Kimmich, der zum dritten Mal Vaterfreuden entgegensieht.
Kann Stach der Stabilisator sein? "Er war vor drei, vier Monaten nicht einmal bei uns gesetzt", merkt sein Vereinscoach Bo Svensson an. Wohl wissend, dass mit der Nominierung des nächsten U21-Europameisters Ausbildungsvereine wie Mainz, Freiburg oder Hoffenheim belohnt werden. Bis zu seinem 14. Lebensjahr zählte Stach noch zu den Toptalenten im deutschen Tennis, ehe er sich für den Fußball entschied.
Im Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen erkannte der heutige Bundesligatrainer Florian Kohfeldt zwar eine Begabung ("sehr strategische Veranlagung"), doch musste der Musterschüler erst Umwege über den Jugendförderverein Nordwest, den VfL Osnabrück und SSV Jeddeloh nehmen, um beim VfL Wolfsburg in der zweiten Mannschaft zu landen. Noch immer weit weg von der schillernden Bühne.