
"50 Mehrfachraketenwerfer wären schon sehr gut"
n-tv
Nach den Kämpfen um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk hat sich der Krieg in der Ukraine etwas verlangsamt: Die Russen stellen sich vor einem Angriff Richtung Slowjansk und Kramatorsk neu auf, die Ukrainer bereiten sich auf eine Gegenoffensive im Süden vor.
Nach der Einnahme der Zwillingsstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk, den letzten bedeutenden Zentren des ukrainischen Regierungsbezirks Luhansk, hat Russland und militärische Führung in Moskau eine "operative Pause" eingelegt. Das bedeutet keinesfalls die Einstellung der Kämpfe: Mit Beschuss Richtung Bachmut und Slowjansk versuchen die Russen, die Grundsteine für einen Angriff im ukrainisch-kontrollierten Teil des benachbarten Bezirks Donezk zu legen.
Dennoch hat die Intensität der Kämpfe an der Frontlinie nachgelassen. In den teilweise von Russland besetzten südukrainischen Bezirken Cherson und Saporischschja versuchen die Ukrainer dagegen, langsam die Stellungen für den vom Verteidigungsminister Olexij Resnikow angedeuteten größeren Gegenangriff zu nehmen. Gleichzeitig zahlen sich die Lieferungen der US-amerikanischen Mehrfachraketenwerfer HIMARS aus: Täglich gehen Munitionsdepots der Russen auf dem besetzten Gebiet in die Luft, was die Logistik der russischen Armee erschwert.
"Selbstverständlich sind Lyssytschansk und Sjewjerodonezk Verluste für die Ukraine, aber auch keine Tragödie", sagt Olexij Melnyk, Oberstleutnant a.D. der ukrainischen Armee und Co-Direktor der Programme der internationalen Sicherheit des Kiewer Thinktanks Zentr Rasumkowa. "Man kann jedoch auch nicht sagen, dass die Russen dort viel erreicht haben. Dort ist verbrannte Erde, die symbolische Bedeutung der Besetzung des absoluten Großteils des Bezirks Luhansk ist viel größer als die faktische." Die Ukrainer hätten immerhin eine Umzingelung wie in Mariupol verhindert und somit Teile der kampfbereiten Truppen gerettet. Die Russen haben laut Melnyk enorme Verluste erlitten und mussten vor allem deswegen die Intensität der Kämpfe herunterfahren.
