
„Mit Fanon über Fanon hinaus“
Frankfurter Rundschau
Philipp Dorestals große Monographie über Leben und Werk des unvergessenen Autors. Von Claus Leggewie
Frantz Fanon 100? Man mag es kaum glauben, da der noch fünf Jahre früher geborene Zeitgenosse und Mitstreiter Albert Memmi erst vor fünf Jahren zu Grabe getragen worden ist. Damit fällt auf, wie jung Fanon 1961, mit erst 36 Jahren, an Leukämie gestorben ist, als „Die Verdammten dieser Erde“ gerade erschienen war. Der Tunesier Memmi und der vor hundert Jahren auf Martinique geborene Fanon haben dem europäischen Publikum in den 1950er Jahren das Verhältnis von Kolonisatoren und Kolonisierten vor Augen geführt und sie aufgeklärt, welche Gefühle der (Selbst)Erniedrigung der Rassismus in der damals gerade noch von Europa beherrschten Kolonien auslöste. Diese „Dritte Welt“ schleuderte Fanon wortgewaltig in die Köpfe vor allem auch jüngerer Europäer: »Für Europa, für uns selbst und für die Menschheit, Genossen, müssen wir eine neue Haut schaffen, ein neues Denken entwickeln, einen neuen Menschen entwickeln.« Und den Befreiungsbewegungen riet er: „Verlassen wir dieses Europa, das nicht aufhört, vom Menschen zu reden, und ihn dabei niedermetzelt, wo es ihn trifft, an allen Ecken seiner eigenen Straßen, an allen Ecken der Welt.“













