„Ächtung von Positionen und der öffentliche Pranger dürfen keinen Raum haben“
Die Welt
Linke-Politikerin Wagenknecht drängt ihre schwer angeschlagene Partei zum Kurswechsel, inhaltlich wie beim Umgang miteinander. Zudem sorgt sie sich über abnehmende Meinungsfreiheit in der Gesellschaft: „Was ist das für ein Demokratie-Verständnis?“
Die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht sieht die Linke vor dem Parteitag im Juni in einer Existenzkrise. „Der dominierende Kurs der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass uns die Wähler immer mehr davongelaufen sind“, kritisierte Wagenknecht im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. „Einige Funktionsträger haben die normalen Arbeitnehmer völlig aus dem Blick verloren, und wir vertreten zu wichtigen Themen gegensätzliche Positionen.“
Beispielsweise fordere die Fraktion, zu der auch Wagenknecht gehört, die Spritpreise zu senken. „Andere in der Partei würden lieber gleich den Verbrenner verbieten“, beklagte sie. Zudem müsse es aufhören, „dass Parteimitglieder andere Linke öffentlich anzählen“, sagte die Politikerin, gegen die kürzlich ein Parteiausschlussverfahren in der Bundesschiedskommission gescheitert war.