Wie man die rote Linie klar und deutlich markiert
Die Welt
Die Documenta kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nun verspricht das indonesische Kollektiv Ruangrupa, die erhobenen Antisemitismus-Vorwürfe ernstzunehmen. Was aber bedeutet dieser Konflikt für das Festival und unser Verhältnis zur Kunstfreiheit? Ein Versuch der Klärung.
Lange genug hat man die Vertreter des indonesischen Kollektivs Ruangrupa planen, weltreisen und verlautbaren lassen. Meist in virtuellen Gesprächsrunden schaute man ihnen zu, wie sie die großen sozialen und gesellschaftlichen Themen adressierten: Kolonialismus, Klimawandel, soziale Ungleichheit. Viele große Sprechblasen. Ihre für diesen Sommer terminierte Documenta wurde von der Jury ganz bewusst in zeitgeistkompatible Hände gelegt – auch wenn man sich unter dem Versprechen, keine Kunst, sondern Sozialtherapie erleben zu dürfen, noch nicht allzu viel vorstellen kann. Sie wurden in Ruhe gelassen.
Doch es gibt in Deutschland eine rote Linie. Den Verantwortlichen des Kunstfestivals wird nun vorgeworfen, dass mindestens eine der eingeladenen palästinensischen Gruppen mit dem schwankenden Handlungsprofil zwischen Kunst und politischem Aktivismus auch Unterstützer des BDS in ihren Reihen dulden soll. Gefolgsleute jenes internationalen „Intellektuellen“-Bündnisses, das seinen polemischen Antizionismus in Boykottaufrufen verbreitet. Hinweise deuten darauf hin, dass sogar eine ganze Reihe Teilnehmer das Existenzrecht Israels bestritten haben sollen.