
Wie Arteta sein Wunder beim FC Arsenal gelang
n-tv
In der Europa League setzt es für den FC Arsenal einen Dämpfer, aber in der Premier League liegt der Klub auf Meisterschaftskurs. Das hat vor allem mit Trainer Mikel Arteta zu tun. Dabei wollten die Fans ihn schon zum Abschied bewegen.
Mikel Arteta lächelte kaum. Schnellen Schrittes ging er durch die Katakomben des Estádio José Alvalade in Lissabon, auch die Fragen der Journalisten beantwortete der Spanier im Eiltempo. Der Trainer des FC Arsenal wirkte unzufrieden. Im schwarzen Rollkragenpullover sprach er nach dem 2:2 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Sporting Lissabon tatsächlich fast nur über die Defizite seiner Mannschaft: das aus seiner Sicht schwache Defensivverhalten, die Personalprobleme, die zu einfachen Gegentore. "Das müssen wir dramatisch verbessern in den nächsten Wochen, wenn wir Spiele gewinnen wollen", mahnte der 40-Jährige. Und nicht wenige dürften sich nach diesem Auftritt gefragt haben: Spricht da wirklich der Trainer der vielleicht größten Überraschungsmannschaft des europäischen Spitzenfußballs in dieser Saison?
Dank der Arbeit Artetas stehen die Londoner in der Premier League vor dem Gewinn des ersten Meistertitels seit 2004. Mit fünf Punkten Vorsprung führen die Gunners die Tabelle vor Topfavorit Manchester City an. Die vergangenen vier Spiele in der Liga haben sie alle gewonnen. Nach dem Remis in Lissabon besitzen sie auch im Europapokal gute Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale, obwohl Arteta in der portugiesischen Hauptstadt einige seiner Stammkräfte geschont hatte. Es läuft also alles nach Plan. Oder? Wer den Ex-Profi nach dem Spiel erlebte, gewann eher einen gegenteiligen Eindruck. Genauso schnell wie er auf das Pressepodium geeilt war, verließ er es im Anschluss auch wieder.
Es dürfte auch eine Warnung an seine Mannschaft gewesen sein. Arteta weiß, wie schnelllebig das Geschäft sein kann. Und er weiß, dass Arsenal trotz der bislang herausragenden Spielzeit noch gar nichts erreicht hat. Als die Arsenal-Bosse um den US-Milliardär Stan Kroenke ihn im Dezember 2019 überraschend als Chefcoach verpflichteten, war die Euphorie zunächst groß. Nach zuvor biederen Jahren unter dem einstigen Meistertrainer Arsène Wenger und seinen glücklosen Nachfolgern Unai Emery und Freddi Ljungberg wurde Arteta mit großen Hoffnungen begrüßt. Er kam von Manchester City als langjähriger Assistent von Pep Guardiola, bei den Gunners fingen die Fans sofort an zu träumen: von begeisterndem Offensivfußball, so wie Guardiola seit Jahren von seinen Mannschaften zelebrieren lässt. Die Euphorie um Arteta war riesig. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Fans ihn am liebsten wieder zurück zu City geschickt hätten.
