
Urteil erwartet: Mangelnder Corona-Schutz in Pflegeheim
n-tv
Hat die Leitung eines Heims versagt und ist mitverantwortlich für die Verbreitung des Coronavirus in der Einrichtung? In dem Prozess vor dem Landgericht Hanau wird mit einem Freispruch gerechnet.
Hanau (dpa/lhe) - Vor dem Landgericht Hanau wird an diesem Donnerstag (9.00 Uhr) das Urteil in einem Prozess verkündet, in dem es um die Verantwortung für die folgenschwere Ausbreitung des Coronavirus in einem Pflegeheim für Senioren im Dezember 2020 geht. Als Folge sollen sich laut Anklage alle 64 Bewohnerinnen und Bewohner des Heimes in der Nähe von Hanau mit dem Virus infiziert haben und insgesamt 17 Menschen daran gestorben sein. Angeklagt sind drei ehemalige führende Mitarbeitende der Einrichtung.
Der Tatvorwurf lautet auf Aussetzung. Bei dem in Strafprozessen eher seltenen Vorwurf geht es darum, Menschen in eine hilflose Lage versetzt oder im Stich gelassen zu haben und sie so "der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung" ausgesetzt zu haben. Eine fahrlässige Tötung war den Angeklagten von vornherein nicht vorgeworfen worden.
Es wird mit einem Freispruch gerechnet. Die Anklage war im Lauf der Verhandlung von ihrem ursprünglichen Vorwurf der Aussetzung abgerückt und hatte in ihrem Schlussvortrag ebenso wie die Verteidiger auf Freispruch plädiert. Der Hauptgrund für diese Kehrtwende war laut Staatsanwalt Markus Jung ein Gutachten, das auf die beengten baulichen Gegebenheiten in dem Heim hingewiesen hatte, die den Ausbruch von Covid-19 begünstigt hätten.
