Unbefleckter Poster-Jesus sorgt für Welle der Empörung
n-tv
Anlässlich der Osterfeierlichkeiten in Sevilla malt ein Künstler einen Jesus, der ohne Wundmale und Dornenkrone auskommt. Konservative Gruppen im Land laufen gegen das Bild Sturm. Den Schöpfer lässt die Kritik hingegen kalt.
Ein Poster für die Karwoche mit einem jungen, attraktiven Christus hat in Spanien eine hitzige Debatte ausgelöst. "Zu hübsch", "zu modernistisch", "unangemessen", "eine Schande" lauten einige der Urteile über das Werk des Künstlers Salustiano García Cruz, das vergangene Woche vorgestellt wurde und einen auferstandenen Jesus mit frischem Gesicht, nur mit einem Lendentuch bekleidet, ohne Leidensmiene, ohne Dornenkrone und ohne die Wundmale der Hinrichtung zeigt. Andere reagierten mit Spott und Anzüglichkeiten.
Das Poster war vom Generalrat der Bruderschaften in Sevilla in Auftrag gegeben worden, der die berühmten Feierlichkeiten der Heiligen Woche in der südspanischen Stadt organisiert. Viele Kritiker werfen García Cruz vor, sein Bild stehe nicht in der Tradition der Osterfeierlichkeiten in Sevilla. Kirchliche Bräuche spielen in der spanischen Gesellschaft eine große Rolle. Prozessionen etwa sind auch bei Nichtgläubigen sehr beliebt.
García Cruz wies die Kritik konservativer Gruppen zurück, seine Jesusdarstellung sei unmännlich oder homoerotisch. "Ein schwuler Christus, weil er hübsch aussieht und ansehnlich ist - ich bitte Sie! - Wir leben im 21. Jahrhundert", sagte er der Zeitung "El Mundo". Seine Darstellung sei zeitgenössisch, aber keinesfalls revolutionär. Er habe seinen Sohn Horacio Modell stehen lassen. "Alle Elemente, die ich verwendet habe, sind Elemente, die in den vergangene sieben Jahrhunderten in der sakralen Kunst verwendet worden sind", sagte García Cruz der Nachrichtenagentur Atlas. "Ich weiß nicht, an welchem Punkt, an welchem Element, die Leute, die es nicht mögen, es nicht mögen."