Traditionell traumatisiert: Sechsteiler „Schneller als die Angst“ im Ersten
Frankfurter Rundschau
„Schneller als die Angst“ - Leidlich Konfektioniertes von der ARD-Krimistange.
Frankfurt - Vor einiger Zeit antwortete der in puncto Kreativität ja nicht allzu verheerend auf den Schädel gedotzte Rundumstar Sting in einem Interview auf die Frage, was denn seine persönlichen Kriterien für gute Musik seien, mit dem überaus einleuchtenden Maßstab, sie solle ihn im Idealfall überraschen. Zugegeben, das lässt sich vielleicht nicht eins zu eins auf TV-Serienformate übertragen ... obwohl … na ja, eigentlich doch.
So schleppt sich bspw. der zwar terminlich frische, inhaltlich jedoch gehörig abgestandene ARD-Krimisechsteiler „Schneller als die Angst“ leider derart vorhersehbar in eine nur eher so mittelwendungsreiche Fahrtrichtung, dass sich in Sachen Kurvenreichtum dagegen selbst die als Sauerlandlinie bekannte A45 fast schon als nürburgring‘sche Nordschleife präsentiert.
Stereotype Charaktere aus dem obligatorischen Krimisatzbaukasten (füllen Sie an dieser Stelle die Klammer bitte selbstständig mit dem handelsüblichen „Thriller“personal, inklusive der sich daraus ergebenden zwischenmenschlichen Verquickungen) geben sich im sechsteiligen Folgentakt routiniert die Klinke in die Hand. Alles schon zigfach in ähnlicher bis nahezu identischer Zusammensetzung gesehen und auch seinerzeit bereits ordnungsgemäß unter der schulterzuckenden Rubrik „Ei ja“ verbucht. Handwerklich und schauspielerisch ist das zwar alles prima inszeniert und gut gemeint – wenn man mal von dem offenbar unzerstörbaren und beratungsresistenten Irrglauben absieht, eine dauernervende Wackelkamera wirke irgendwie authentisch aus dem Leben gegriffen (es sei denn, sie wurde im täglichen Vollsuff geführt) – aber thematisch doch eben lediglich altbacken semi-neu.
Dabei offenbart schon die ungelenk bemüht auf „Schaut-mal-wie-crazy-locker-teufelskerlig-wir-sind“ gebürstete Eröffnungssequenz, wohin der Hase wohl auch die restlichen Folgen stürzen wird, und hätte dementsprechend eigentlich schon hier ein frühzeitiges Abschalten gerechtfertigt.
Für alle, die dranbleiben, entpuppt sich dann konsequenterweise auch das vermeintliche Rätsel um die Identität des, neben dem Hauptbösen, zweiten Vergewaltigers - nein, kein „Spoiler“, es war genau der, den man als halbwegs sachverständiger Zuschauer bereits mit dessen erstem Auftauchen in Verdacht hatte – als nur mäßig mysteriös.