Straßenzeitungen machen Bettler zu Händlern
n-tv
Für viele sind sie ein gewohntes Bild: Männer und Frauen, die am Bahnhof oder in S- und U-Bahnen Straßenzeitungen anbieten. Die Zeitungen sind Teil eines sozialen Projektes, das es weltweit gibt - seit 30 Jahren auch in Deutschland.
Sie heißen "Hinz & Kunzt", "Trott-War", "drobs", "Straßenkreuzer" oder "Asphalt" - rund 25 Straßenzeitungen gibt es in ganz Deutschland. Verkauft werden sie von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, arm und manchmal auch obdachlos. Eine der bekanntesten ist die Münchner Zeitschrift "Biss", nicht nur, weil der schillernde Modezar Rudolph Moshammer das Projekt über seinen Tod hinaus förderte. Sie ist auch die erste Straßenzeitung, die in Deutschland gegründet wurde, nach dem Beispiel anderer Länder wie Großbritannien oder den USA.
Am kommenden Dienstag feiert "Biss" sein 30-jähriges Bestehen. Der Kampf gegen Armut eint die Blätter, die nach ähnlichen Prinzipien arbeiten. "Sie geben den Menschen eine schnelle, würdige und legale Möglichkeit, Geld zu verdienen, während gleichzeitig die Gründe der Armut durch Journalismus und Interessenvertretung angesprochen werden", schreibt das Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen. Das INSP hat seinen Sitz im schottischen Glasgow, weltweit gehören ihm 90 Zeitungen in 35 Ländern an. "Um effektiv Armut zu bekämpfen, müssen wir den Menschen zuhören, die sie erlebt haben."
2,80 Euro kostet das "Biss"-Magazin mit dem roten Schriftzug und einer Auflage von rund 42.000, das etwa 100 Menschen in München verkaufen, vorwiegend Männer und einige Frauen. Eine Besonderheit des Projektes ist die Tatsache, dass der gemeinnützige Verein Biss e.V. viele der Verkäufer anstellt und ihnen so Sicherheit samt Sozial- und Krankenversicherung bietet. "Die Zeitung spielt bei uns nur die zweite Geige. Es geht bei Biss um die Verkäuferinnen und Verkäufer", sagt Geschäftsführerin Karin Lohr mit Blick auf die Gründungsidee, Menschen in sozialen Schwierigkeiten Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.