Stirbt die Zeigeruhr aus?
n-tv
Gibt es immer weniger Zeigeruhren? Können junge Leute sie überhaupt noch lesen? Verschwinden Uhren aus dem Stadtbild? Auf der Spurensuche nach der angeblich verlorenen Zeit.
Abschied von der Analoguhr? Telefonzellen sind Vergangenheit, viele Litfaßsäulen wurden abgebaut. Verschwinden nun auch die guten alten Zeigeruhren aus dem Stadtbild und unserem Leben? Manche haben den Eindruck, dass öffentliche Uhren weniger werden, die Zeit sozusagen privatisiert wird. Warum auch große Zeigeruhren, wenn alle ein Handy mit exakten Digitaluhren bei sich haben? Doch stimmt der Eindruck überhaupt? Was sagen Zeitforscher und Firmen, die mit Uhren zu tun haben?
"Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?": Das von Fred Strittmatter komponierte Lied zur Zeichentrickserie über Paulchen Panther, die vor 50 Jahren ins deutsche Fernsehen kam, verstehen heutige Kinder oft kaum. An einer Uhr drehen? Wieso drehen? Das Zifferblatt ist im Computerzeitalter den Kleinen oft fremd. Anders als es das Fernsehen früher tat, arbeiten auch TV-Nachrichten inzwischen längst mit einer digitalen Uhrzeitanzeige.
"Den Eindruck, dass es im öffentlichen Raum weniger Zeigeruhren als früher gibt, haben viele", sagt der Stadtforscher Dietrich Henckel, Vorstandsvorsitzender des Vereins Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik. Der 2022 gestorbene Zeitforscher Karlheinz Geißler habe in seinem Buch "Die Uhr kann gehen" sogar eine "Uhrendämmerung" diagnostiziert, sagt Henckel. "Die alltägliche Beobachtung über weniger Uhren scheint auch dadurch Bestätigung zu finden, dass weniger Leute klassische Armbanduhren tragen", sagt der emeritierte Professor der Technischen Universität (TU) Berlin.