Sicherer Sinn für den Geschmack von Mehrheiten
Die Welt
Schlagerstar Roland Kaiser steht seit fast 50 Jahren auf der Bühne. Er singt für Oma, Mutti, Tochter zugleich. In seiner neuen Autobiografie geht es um die Wendepunkte in Kaisers Leben, um Kämpfe und Erfolge. Und warum er einen seiner größten Hits heute ein wenig bereut.
Roland Kaiser beschäftigt sich nicht lange mit den Konzerten, die er gibt. Vergangenen Sonntag trat der Sänger in Köln auf, knapp drei Stunden, vor 8000 Menschen. Anschließend ließ er sich nach Münster fahren, wo er seit vielen Jahren zu Hause ist. Jetzt, am Tag danach um 14 Uhr, sei er längst wieder in seinem Büro „bei der Arbeit“, um die nächsten Reisen und Termine vorzubereiten, sagt er am Telefon. Er müsse auch noch im Supermarkt einkaufen. Auf die Frage, ob er das selbst erledigt, erwidert er: „Aber selbstverständlich.“ Außerdem müsse seine Kleidung noch zur Reinigung. Ob er das ebenfalls selbst macht? Kaiser, mit gespielter Entrüstung: „Ja, wer soll das denn sonst tun?“
Seit bald 50 Jahren steht Kaiser auf der Bühne, er ist einer der größten Musikstars im Land. 90 Millionen verkaufte Tonträger. 67 Mal war er zu Gast in Dieter Thomas Hecks „ZDF-Hitparade“ (die Frühgeborenen erinnern sich vielleicht) – so häufig wie niemand sonst. Heute ist er einer der wenigen Übriggebliebenen, die große Hallen füllen, drei Generationen ansprechen. Ein Mann des Konsenses in einer zersplitterten Welt. Am Montag nun erscheint seine Autobiografie, Titel: „Sonnenseite“ (Heyne-Verlag, 20 Euro). Sie ist keine Autobiografie-Literatur wie Hildegard Knefs „Der geschenkte Gaul“, sondern ein Nacheinander von Ereignissen, so wie seine Konzerte ein Nacheinander von Liedern sind Chronologisch erzählt, dicht dran am Protagonisten und packend immer dann, wenn es um die Wendepunkte in Kaisers Leben geht. Und an Wendepunkten ist sein Leben reich.