
Richard Overy – Hiroshima: Teufels Werk mit Gottes Segen
Frankfurter Rundschau
Vor 80 Jahren wurde die erste Atombombe auf Hiroshima abgeworfen. Der britische Historiker Richard Overy zeichnet den Weg bis zur Katastrophe nach. Von Michael Hesse
Mit Gottes Hilfe sollten sie ihr Werk verrichten. Der Militärpfarrer sprach noch die letzten Worte und segnete die Crew, bevor sie ihren Auftrag, einen Höllensturm über Hiroshima zu entfachen, umzusetzen begann. Auf dem Stützpunkt zeichnete er mehrere Kreuze in die Luft, um sich dann an den Allerhöchsten persönlich zu wenden: „Mögen sie, gewappnet mit Deiner Macht, diesen Krieg zu einem schnellen Ende bringen.“ An der Ostküste der USA war es noch der 5. August, doch auf dem Stützpunkt in Asien schlug die Uhr am 6. August 2.45 Uhr. Der Historiker Richard Overy berichtet in seinem Buch „Hiroshima“ von einem störungsfreien Flug, die Bombe sei morgens um 8.15 Uhr über Hiroshima abgeworfen worden. Die Menschen hatten gerade ihr Frühstück eingenommen oder waren bereits in ihren Büros. Die Stadt war für einen neuen Arbeitstag erwacht. Nur kurz sei der Fliegeralarm zu hören gewesen und gleich wieder abgestellt worden, „da am Himmel nur ein einziges Flugzeug entdeckt worden war“, so Overy. „Die Bombe funktionierte wie geplant. Sie explodierte in 540 Metern Höhe über dem Boden und löschte in einem Umkreis von anderthalb Kilometern um das Hypozentrum sofort alles Leben aus“.













