
Meisterliches in Venedig – Das Politische unter den Oberflächen
Frankfurter Rundschau
Meisterliches in Venedig von Kathryn Bigelow, François Ozon und Michel Kosakowski.
Es ist eine bittere Erkenntnis, die Kathryn Bigelow ihrem neuesten Politthriller als Motto vorausgestellt hat, in einer Schrifttafel, wie man sie aus dem klassischen Kino kennt: „Am Ende des Kalten Krieges war es Konsens, den Bestand an Atomwaffen so klein wie möglich zu halten. Diese Ära ist vorbei.“ In der Tat: Vom atomaren Gleichgewicht ist bei gegenwärtigen Aufrüstungsdebatten kaum noch die Rede, was dem Wort von der Zeitenwende eine bedrohliche Lesart gibt; und das einen Plot, wie ihn Hollywood bereits während des Kalten Krieges ganz ähnlich durchdeklinierte – in Sidney Lumets Klassiker „Fail Safe / Angriffsziel Moskau“ – auf beklemmende Weise vertraut und neu zugleich erscheinen lässt. Bigelows „A House of Dynamite“ ist eine weitere Netflixproduktion, im Aufgebot des diesjährigen Venedig-Wettbewerbs.
