Italien: Verzweifelte Migranten sollen Schiff gekapert haben – Sonderheit stürmt es
Frankfurter Rundschau
Dramatische Szenen im Golf von Neapel: Schwer bewaffnete Navy Seals überwältigen Migranten, die drei Messer dabei hatten.
Sorrent - Das Schiff „Galata Seaways“ war am Mittwoch vom Hafen von Topcular bei Istanbul in der Türkei abgefahren und auf dem Weg nach Sète bei Montpellier in Südfrankreich. Es handelt sich um einen „Ro-Ro“-Frachter – ein Schiff, das Lkw-Auflieger transportiert.
Die 13 Männer und zwei Frauen (eine schwanger) aus Syrien, dem Irak und Afghanistan waren in der Türkei als blinde Passagiere auf das Schiff gegangen. Der Kapitän des Schiffes sagte später den Ermitteln laut dem Sender RAI, er habe am Freitag zwei Männer in der Nähe des Maschinenraums des Schiffes mit Messern „herumstreunen“ sehen. Als sie mit dem Rest der Gruppe zusammenfanden, habe er etwa 90 Meilen südwestlich von Neapel Alarm geschlagen.
Die Besatzung (16 Mann) und die Passagiere (3) verschanzten sich in den Kabinen bzw. auf der Brücke. Die Migranten waren mit zwei Messern und einem Teppichmesser bewaffnet. „Als sie uns entdeckten, hatten wir Angst, sie würden uns davon abhalten wollen, sie zurückzubringen,“ erklärte Kapitän Philipps der Zeitung La Stampa. Der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge ist noch nicht geklärt, ob die Migranten von ihren Messern Gebrauch machen wollten. „Es ist daher unklar, ob es sich um einen Entführungsversuch handelt oder nicht”, heißt es dort. Allerdings ist auf Websites, mit denen man die Routen von Schiffen verfolgen kann, ein Knick des Kurses der Galata Seaways nach Osten Richtung italienischer Küste zu sehen.
Der Kapitän funkte SOS an das Notfallzentrum in Ankara, das die italienischen Behörden informierte. Die starteten einen sieben Stunden andauernden Anti-Terroreinsatz. Zwei Hubschrauber erreichten schnell das Schiff, das bereits von Booten der Küstenwache und der Finanzwache geentert worden war. In zwei Hubschraubern wurden die italienischen Navy Seals der Brigade „San Marco“ auf das Deck der Galata Seaways abgeseilt.
Nach der Suche nach einigen Flüchtlingen, die sich im Laderaum der großen Fähre versteckt hatten, sicherten die Spezialkräfte das Schiff. Verteidigungsminister Guido Crosetto twitterte anschließend: „Die Entführer wurden gefasst. Alles nahm ein gutes Ende.”