Ist momentan nichts mehr im Trend, weil alles im Trend ist?
Die Welt
Bei ihrer Mode für den kommenden Sommer verzichtet Miuccia Prada auf ein übergeordnetes Trendthema. Braucht es das überhaupt noch? Darüber wird gerade auch auf TikTok intensiv diskutiert.
Ein Hauch Rohheit lautete das Thema der Prada-Show für den Frühling/Sommer 2023. Und damit konnte eigentlich alles gemeint sein. Miuccia Prada und ihr Co-Creator Raf Simons haben ihre gemeinsame Kollektion gerade in Mailand während der Modewoche gezeigt. Angekündigt wurde die Show durch Sounds und Kurzfilme des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn, bekannt für seine düsteren Krimis und Thriller. Ein vorzeitiger Hinweis also auf das derzeit viel spekulierte Grunge-Comeback? Das sich anderswo – von Diesel über die gefragte Londoner Newcomerin Dilara Findikoglu oder Hedi Slimanes nicht mehr ganz so neue Interpretation von Celine bis hin zu, natürlich, Balenciaga – bereits als nächstes großes Thema ankündigt. Auch die Online-Suchen nach Grunge sind laut der Analyse-Plattform Tagwalk im Vergleich zur vergangenen Saison um 330 Prozent gestiegen.
Tatsächlich ließ sich in die Prada-Kollektion dann etwas Grunge hineininterpretieren: In die künstlichen Wimpernvorhänge, die von Weitem wie tränenverlaufene Mascara aussahen. In das Rot, das Schwarz und den unterschwelligen Addams-Family-Flair. Auf der anderen Seite sah man aber auch zarte, weiße Seide, dann wieder Seidenblumen als Dekor, kurze Manteljacken und große Knöpfe wie aus den Sixties oder Babydoll-Spitzennachthemden. Auch wenn das Setting der Show düster war und so durchaus einen Kontext darstellte – die Mode selbst war ein bunter Reigen an unterschiedlichen Anklängen, Details und Einflüssen. Wie keine andere versteht Miuccia Prada es eben, Distanz zu wahren.