
Hochstapler im NRW-Ministerium? „Eigentlich Stoff für einen Untersuchungsausschuss“
Die Welt
Er machte Karriere als Vermittler zwischen türkischen Verbänden und der Schulbehörde in Düsseldorf. Doch laut Anklage ist Ahmet Ü. ein Betrüger. Die Opposition in NRW fordert jetzt Aufklärung. Neue Fragen wirft ein Institut auf, das Ü. gegründet hat.
Nicht ruckartig fiel das Kartenhaus von Ahmet Ü. in sich zusammen, sondern wie in Zeitlupe, Etage für Etage. Jahrelang hatte der heute 46 Jahre alte Duisburger als Experte auf Podien und in TV-Studios über den Islam gesprochen, über die deutsch-türkischen Beziehungen und die Integration türkeistämmiger Schüler in deutschen Klassenzimmern. Auch die Politik suchte seine Expertise: Seit 2008 beriet der Lehrer das Schulministerium des Landes Nordrhein-Westfalen.
Als Recherchen von WELT AM SONNTAG im Mai 2021 erstmals Zweifel an der akademischen Laufbahn des Mannes weckten, verlor dieser im Sommer 2021 erst seinen Beratervertrag mit der Landesregierung in Düsseldorf und dann seine Habilitationsstelle an der Universität Duisburg-Essen. Kurz darauf kündigte auch die Bezirksregierung in Düsseldorf an, Nachforschungen im Falle Ahmet Ü. anzustellen. Schließlich war es die Staatsanwaltschaft Duisburg, die dessen mutmaßlichem Lügengebilde das Fundament wegriss. In der vergangenen Woche erhob die Behörde Anklage gegen ihn. Der Vorwurf: Urkundenfälschung, unbefugter Gebrauch akademischer Grade und Betrug in insgesamt 29 Fällen.











