Fördern autofreie Kieze die Gentrifizierung?
n-tv
Hitzige Diskussionen sind programmiert, wenn Parkplätze zugunsten von Grünflächen oder Radwegen verschwinden sollen. Ein Gegenargument taucht immer wieder auf: Verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wohnquartieren würden die Gentrifizierung befördern. Aber stimmt das auch?
Die Arbeiten am neuen Gesicht des Graefekiezes in Berlin-Kreuzberg haben schon begonnen: Baustellen-Absperrungen markieren Dutzende Parkplätze, die hier wegfallen sollen. Hunderte weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Einige davon werden in Grün- oder Ladeflächen umgewandelt. Auf anderen sollen die Anwohnerinnen und Anwohner selbst entscheiden und gestalten, was dort entstehen soll. "Wie wird eine Straße mit weniger Parkplätzen zu einem lebenswerten Stadtraum?", fragen die Projektverantwortlichen auf ihrer Internetseite. Mit dem Vorhaben im Graefekiez wollen sie eine Antwort darauf finden.
Wissenschaftlich begleitete Verkehrsprojekte wie diese, bei denen Autos zumindest vorübergehend weichen müssen, damit Radfahrer, spielende Kinder und Fußgänger mehr Platz und Sicherheit haben, gibt es auch in anderen Großstädten. Im Münchner Stadtteil Untergiesing machten jüngst verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Kolumbusstraße Schlagzeilen. In Köln kippte das Verwaltungsgericht vor einigen Tagen einen entsprechenden Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit. Für eine nahe Zukunft, in der es deutlich weniger Autoverkehr im Kampf gegen den Klimawandel braucht und eine Neuaufteilung des Straßenraums, gelten solche Projekte als wichtig. Gleichwohl werden sie zunehmend ideologisch diskutiert.
In der aufgeheizten Debatte gibt es aber Gegenargumente, bei denen Verkehrsforschende aufhorchen. Ein solches lautet: Dort, wo Parkplätze und Autos weichen müssen, würden Kieze und Quartiere teurer. Die Maßnahmen beförderten Verdrängung und Gentrifizierung. Träfe das zu, würden die Kieze ohne Autos zwar lebenswerter - aber nur für diejenigen, die sich die Gegend auch leisten können. Ist das so?
Vielerorts im Süden Deutschlands sind die Wassermassen noch immer nicht abgeflossen. Meteorologen sagen derweil neue Niederschläge voraus - wenn auch weniger heftig. Die Behörden machen bereits Platz in Talsperren und Wasserspeichern. Und für ein Bundesland nennen Versicherer eine erste Schadenssumme.