Europas Lebenslüge gegenüber dem Westbalkan muss ein Ende finden
Die Welt
Die Europäer haben die EU-Erweiterung Richtung Westbalkan bisher gründlich verbockt. Darüber können auch die Versprechen des Westbalkan-Gipfels nicht hinwegtäuschen. Brüssel muss aufhören, die Beitrittsillusionen am Leben zu halten – nur so kann sich etwas ändern.
Beim alljährlichen Gipfeltreffen zwischen den EU-Staaten und den sechs Staaten des Westbalkans (Albanien, Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien), das dieses Mal in Slowenien stattfand, war es eigentlich so wie immer: Im Vorfeld wurde darüber gestritten, ob die Europäer den betroffenen Ländern nun eine „europäische Perspektive“ oder doch wieder eine „Zusage für den Erweiterungsprozess“ in Aussicht stellen soll.
Anders als noch im vergangenen Jahr erhielten die Westbalkan-Länder dieses Mal eine vage Zusage. Und viele warme Worte: „Jetzt Kurs halten, nicht aufgeben, weitermachen. Das Ziel ist vor Augen“, säuselte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. „Wir sind eine europäische Familie“, deklamierte die Deutsche. Wirklich? Mit welcher Begründung gehören dann die Ukraine und Georgien nicht zu dieser Familie? Wer bestimmt, was eine „europäische Familie“ ist: die Geografie, die Historie oder das politische Kalkül?