Die Schattenseite des spanischen WM-Märchens
n-tv
Es wird neue Weltmeisterinnen geben. Sowohl England als auch Spanien standen noch nie zuvor in einem Finale. Doch es ist nicht alles ein schönes Märchen: Spaniens Trainer Jorge Vilda ist umstritten. Der Boykott von 15 Spielerinnen im vergangenen Jahr hängt nach.
Maria "Mapi" Leon trainiert. Mit dem Ball am Fuß, mit Gewichten in der Hand, mit einem Tennisball jonglierend, mit einem großen Gymnastikball im Kampf mit einer Mitspielerin. Die 28-jährige Spanierin hat sichtlich Spaß an ihrem Beruf als Fußballerin, das zeigt sie viel und gern bei Instagram. Alles gut also? Nun ja, sie trägt auf all den Fotos das Trikot des FC Barcelona, nicht das der spanischen Nationalmannschaft. Den Weg zur Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland hat Mapi nicht angetreten. Sie ist und bleibt eine "Rebellin".
Mapi ist eine der spanischen Top-Fußballerinnen, die an ihrem Protest gegen Nationaltrainer Jorge Vilda festhalten. Sie ist eine von denjenigen, die deswegen nicht im WM-Finale gegen England (Sonntag, 12 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker) stehen, nicht die Chance auf den Titel haben. In Spaniens Presse ist sie in den Hintergrund gerückt, die Medien haben verdrängt, was vor der WM passiert war. Die "AS" schreibt lediglich über Vilda, dass er "von vielen Seiten heftig kritisiert" worden war.
Radio Marca lässt Vildas Vater Angel ohne Einordnung zu Wort kommen: "Seit elf Monaten wird mein Sohn jeden Tag kritisiert, und zwar von allen Seiten." Im September 2022 hatten 15 Nationalspielerinnen einen Boykott-Brief an den spanischen Verband RFEF geschickt. Demnach sei die Situation unerträglich, die Spielerinnen sahen ihre Gesundheit und ihren emotionalen Gemütszustand beeinträchtigt. Grund sei Trainer Vilda, von Respektlosigkeit, Übergriffigkeit und Sturheit war die Rede. Es waren die Barcelona-Spielerinnen, die protestierten, die des Konkurrenten von Real Madrid schlossen sich nicht an. Vilda ist gebürtiger Madrilene. Der Protest kam beim RFEF nicht gut an. Allen voran stellte sich Präsident Luis Rubiales hinter den 41-Jährigen, der Trainer blieb, die meisten "Rebellinnen" blieben fern. Bis heute.