Die Gegenwart holt die Ökodystopie ein
Die Welt
Im Jahr 1973 versetzte der Film „Jahr 2022 … die überleben wollen“ Charlton Heston in unsere Gegenwart – und führte zu einer furchtbaren Erkenntnis. Wer sie einmal gehabt hat, vergisst sie nie wieder. Wie viel sich von der frühen Ökodystopie bewahrheitet hat.
Science-Fiction muss sich zwar nicht unbedingt daran messen lassen, wie treffend ihre Vorhersagen sind. Aber wenn sie dauernd richtigliegt oder nur knapp daneben zielt, kann man ins Grübeln kommen: Führte damals, bei der Konstruktion der Zukunft, eine Spur schnurstracks in unsere Gegenwart? Warum ist da kein anderer drauf gekommen? Und am schwerwiegendsten: Wenn das alles so klar zutage lag, welche Schuld trifft uns, die wir es nicht verhindert haben?
Der Film „Soylent Green“ ist aus dem Jahr 1973, spielt aber in einer Zeit, die der deutsche Titel atemlos herauspresst: „… Jahr 2022 … die überleben wollen.“ Die Situation ist die folgende: Die Meere sind leer gefischt, Luft und Wasser verschmutzt, die Erde leidet unter globaler Erwärmung infolge gedankenloser Nutzung fossiler Brennstoffe sowie an enormer Überbevölkerung (allein in New York, wo der Film spielt, leben 40 Millionen Menschen), die Schere zwischen Arm und Reich klafft grotesk weit auseinander. Während die einen vor Hunger in den Straßen schreien, residieren die anderen hoch oben in luxuriösen Wohntürmen, zu deren Inventar junge Sklavinnen gehören, die beim Mieterwechsel übergeben werden.