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Der neue Blick auf die Frauen
Die Welt
Die deutschen Museen werben gerne damit, jetzt auch divers, nachhaltig und gerecht zu sein. Gibt es aber in den deutschen Museen tatsächlich mehr Künstlerinnen? Wer nur im Kielwasser mitschwimmt, und wer es wirklich ernst meint. Eine kritische Bestandsaufnahme.
Schaut man sich den jüngsten Kunstkompass an, der seit 1970 Ruhm und Rang zeitgenössischer Künstler durch Resonanz und nicht durch Preise misst, befinden sich seit Jahren konstant nur zwei Frauen unter den Top 10: Rosemarie Trockel und Cindy Sherman. In den Vorjahren wurden auch mal Louise Bourgeois und Pipilotti Rist gesichtet. Zu den weiblichen Aufsteigern in die Top 100 gehören Haegue Yang, Hito Steyerl und Valie Export; der höchste Punktzuwachs findet sich bei acht Künstlerinnen darunter wieder Louise Bourgeois, aber auch Yayoi Kusama, Alicja Kwade und Anne Imhof. Glaubt man dieser Liste, setzt sich der Trend der letzten Jahre fort, dass Künstlerinnen an Aufmerksamkeit bei Galeristen, Museen, Auktionshäusern und Sammlern gewinnen – und auch teurer werden.
Das ändert allerdings nichts daran, dass sich beim Preis-Ranking der teuersten lebenden Künstler laut Barnebys ausschließlich Männer unter den Top 10 finden – und zwar mit zweistelligen Millionenpreisen. Die teuersten lebenden Künstlerinnen bleiben dagegen alle unter der 10 Millionen-Marke. Umso bemerkenswerter ist der Rekordpreis von 10,5 Millionen Euro, den das Ölgemälde „Propped“ (1992) der Engländerin Jenny Saville bei Sotheby’s am 5. Oktober 2018 erzielte, mit dem sie zur teuersten lebenden Künstlerin auf dem Auktionsmarkt avancierte. Der weibliche Akt auf einem Barhocker, der aus der Untersicht gemalt ein ungeschöntes Selbstporträt der Künstlerin präsentiert, stammte aus der prominenten Sammlung des 2014 verstorbenen David Teiger, der als begeisterter Förderer und Kunstsammler dem MoMA eng verbunden war.