
Der neue Almodóvar-Film „Parallele Mütter“ im Kino: Die Hand an der Wiege
Frankfurter Rundschau
Pedro Almodovár hat Penelopé Cruz eine neue Paraderolle geschrieben: Das Melodram „Parallele Mütter“
Was wäre die Filmgeschichte ohne die wunderbaren Verbindungen, die sich oft über Jahrzehnte auf beiden Seiten der Kamera entwickeln? Vielleicht ist keine von größerer Unschuld und gegenseitiger Hingabe geprägt als die zwischen Penélope Cruz und ihrem Mentor Pedro Almodóvar. Vor fünfzehn Jahren, gerade hatte er ihr für „Volver“ die anspruchsvollste Rolle ihrer Karriere geschrieben, sagte sie uns in einem Interview: „Ich bin jetzt 32 … und ich fühle, dass ich noch sechzig Jahre Arbeit vor mir habe. Ich habe meine Falten und Runzeln schon fest eingeplant. Sie werden mich in fünfzehn Jahren tolle Rollen spielen lassen, die ich jetzt noch nicht spielen könnte. Ich war tatsächlich frustriert, als ich vor ein paar Jahren hören musste, ich sei zu jung für das, wofür ich mich interessierte. Jetzt, mit 32, habe ich viel größere Möglichkeiten, weil ich mich physisch stark verändern kann, nach vorne wie nach hinten. Und das schreckt mich überhaupt nicht, möglicherweise dabei nicht so gut auszusehen.“
Nun mit 47 ist natürlich alles ganz anders gekommen. Penélope Cruz sieht noch fast genauso aus und spielt eine werdende Mutter. Sie entwickelt ihren Part zu einer enorm differenzierten Rolle; den komplexen Stimmungsgehalt des Melodrams schultert sie fast allein und mit Bravour.
Auf einer Ebene ist es die Geschichte der ungewöhnlichen Beziehung zweier Mütter – Milena Smit spielt die Jüngere –, die sich auf einer Entbindungsstation kennenlernen. Mutterschaft ist eines von Almodóvars Lieblingsthemen, ein anderes ist der Tod, den er als Kontrapunkt in seine bittersüße Sinfonie verwoben hat.
Bei der Arbeit lernt die von Cruz gespielte Fotografin einen Forensiker und Archäologen kennen. Dies ist nicht nur der Beginn einer kurzen Liebesbeziehung, die mit der Schwangerschaft jäh endet. Über die Trennung hinaus verfolgt der Spezialist ihren Wunsch, die Gebeine ihres von Faschisten im Bürgerkrieg ermordeten Urgroßvaters aus einem Massengrab zu bergen.
Das Thema Genealogie bestimmt auch die andere Geschichte: Als der Mann sein Baby sieht, zweifelt er spontan an seiner Vaterschaft. Tatsächlich führt dann ein Mutterschaftstest zu einem negativen Ergebnis, was nur durch eine Verwechslung im Krankenhaus erklärbar ist.
