Das epochale WM-Finale – ein Wahnsinn in fünf Akten
Die Welt
Frankreich und Argentinien liefern sich ein denkwürdiges, berauschendes und epochales WM-Finale. Es ist eine Partie, die Geschichten für zig Spiele bereithält. Das sogenannte Jahrhundertspiel hat seit dem 18. Dezember 2022 einen würdigen Nachfolger.
75 Minuten lang schien dieses Endspiel der 22. Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Argentinien und Frankreich eher nüchtern zu Ende zu gehen. Lionel Messi und die Seinen führten zu jenem Zeitpunkt durch einen verwandelten Foulelfmeter des Fußball-Gottes (23.) und ein wunderbares Kontertor von Angel di Maria (36.) mit 2:0. Doch weil der Titelverteidiger bis dato nur nominell am Spiel teilgenommen und so gut wie keinen Angriff gefahren hatte, war die Sache relativ deutlich. Da würde nichts mehr schiefgehen oder anbrennen, dachten vermutlich selbst die französischen Anhänger unter den 88.966 Zuschauern in der Lusail-Arena von Doha. „Eigentlich hatten wir es unter Kontrolle“, fand auch der argentinische Keeper Emiliano Martinez. Doch es folgte eine knappe Stunde, die es in dieser Form noch nie in einem WM-Finale gegeben hatte.
Nach dem ersten Akt, der von seiner Eindeutigkeit und Langeweile an das vergangene Endspiel erinnerte, als die Franzosen tapfer kämpfende Kroaten beherrscht und 4:2 besiegt hatten, folgte die erste Volte. Und zwar in Form eines Fouls. Argentiniens Abwehrboss Nicolas Otamendi ging etwas zu robust gegen Randal Kolo Muani zu Werke, und weil sich die ganze Sache im Strafraum abspielte, gab es Elfmeter für das Team von Trainer Didier Deschamps. Superstar Kylian Mbappé traf sicher links unten (80.). Es war die erste gelungene Aktion des Superstars von Paris Saint-Germain, der bis dato völlig abgetaucht war. Und es war so etwas wie ein Hallo-Wach-Effekt für seine Mannschaft. Zwei Minuten nach dem Anschlusstor traf der 23-jährige Wunderjunge der Franzosen per herrlicher Volleyabnahme. Das Spiel war binnen 120 Sekunden komplett auf den Kopf gestellt – Akt zwei des beeindruckenden Abends in Doha.