Désolée, Emily – aber es ist aus mit uns!
Die Welt
In der ersten Staffel entzückte „Emily in Paris“ mit überkandideltem Charme. Groß war die Vorfreude auf die Fortsetzung. Noch größer ist die Enttäuschung über die lieblose Inszenierung – zumindest bei unserer Autorin.
Chère „Emily in Paris“, je suis très désolée – aber wir müssen leider Schluss machen. Ja, du hast im Corona-Winter 2020 gute Laune auf den Netflix-Bildschirm gebracht, du hast genau die richtige Dosis Eskapismus geliefert, die damals so bitter nötig war. Du hast mich und Millionen anderer Fans von romantischen Wochenenden in Paris träumen lassen, als man Angst hatte, die eigenen vier Wände überhaupt zu verlassen. Und als ich dann endlich wieder nach Paris reisen konnte, habe ich versucht, die Stadt mit deinen begeisterten Augen zu sehen.
Aber jetzt hast du mich zu sehr enttäuscht, als dass ich unserer Streaming-Beziehung noch eine Chance geben könnte. In Staffel zwei kannst du immer noch kein Französisch, du startest eine neue Affäre, anstatt erst einmal die angefangene zu klären, du klaust mit einer Petra aus Kiew Luxushandtaschen (eine vor Klischees berstende Szene, über die sich der ukrainische Kulturminister zurecht empört). Du produzierst als Marketingexpertin einen PR-Gau nach dem anderen, die sich aber allesamt auf wundersame Weise in virale Hits verwandeln, was genauso unglaubwürdig und enervierend ist wie die Tatsache, dass dir nach einem schiefen Lächeln einfach alles verziehen wird – sogar, dass du mit dem Freund deiner besten Freundin Camille geschlafen hast.
