Corona in Nordkorea: Mit Tee und Salzwasser gegen Covid-19
Frankfurter Rundschau
Seit Ende April grassiert in Nordkorea das Coronavirus. Kim Jong-un spricht von „unbekanntem Fieber“ und das Staatsfernsehen empfiehlt ungewöhnliche Behandlungsmethoden.
Pjöngjang – Zu Beginn der Corona-Pandemie schottete sich Nordkorea vollständig ab, um das Virus aus dem Land fernzuhalten. Die Strategie scheint allerdings nicht aufgegangen zu sein, denn aktuell spitzt sich die Lage weiter zu und seit Ende April werden immer mehr Fälle der „Fieber-Erkrankung“, wie es in den Staatsmedien heißt, gemeldet. Am Mittwoch (18. Mai) seien laut Staatsmedien knapp 262.000 neue Fälle aufgetreten. Expertinnen und Experten sind sich sicher, dass es sich hierbei um Corona-Infektionen handelt. Einen Tag nach der offiziellen Bestätigung der ersten Infektionsfälle sei bei einem Verstorbenen die Omikron Subvariante BA.2 nachgewiesen worden.
Insgesamt meldeten die Medien seit Beginn des Ausbruchs fast zwei Millionen Erkrankte, 63 davon seien bislang verstorben (Stand: 19. Mai). Da es in Nordkorea kaum Test-Kapazitäten gibt, bleibt ungewiss, ob die Zahlen die Situation im Land realistisch abbilden. Staatsoberhaupt Kim Jong-un hat in der vergangenen Woche (12. Mai) den ersten offiziellen Corona-Fall in Nordkorea seit Beginn der Pandemie vor über zwei Jahren bestätigt und daraufhin den Notstand samt Lockdown ausgerufen.
Hilfsangebote in Form von Medikamenten oder Corona-Impfstoffen aus dem Ausland lehnte Kim Jong-un in den vergangenen zwei Jahren ab –unter anderem lehnte die vom UN-Beschaffungsprogramm Covax angebotene Impfstoffe. Expert:innen gehen davon aus, dass in Nordkorea daher weder Medikamente gegen das Virus, noch ausreichend Kapazitäten auf den Intensivstationen zur Verfügung stünden. Stattdessen empfiehlt ein Ehepaar im Staatsfernsehen das Gurgeln von Salzwasser. Daneben soll Teetrinken zur Bekämpfung der Krankheit hilfreich sein, wie das britische Nachrichtenportal BBC berichtet.
Es seien tausende Tonnen Salz in die Hauptstadt geliefert worden, um dort eine antiseptische Lösung herzustellen, erklärte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Es gebe durchaus Studienergebnisse, die zeigen, dass Gurgeln und Nasenspülungen mit Salzwasser Erkältungsviren bekämpfen können, heißt es im BBC-Bericht, dass es die Ausbreitung von Covid-19 verlangsame, sei allerdings nicht bewiesen. Neben dem Salzwasser wird im Staatsfernsehen auch ein traditioneller Tee aus Ingwer und Weidenblättern empfohlen, um die Symptome wie beispielsweise Halsschmerzen zu behandeln.
Trotz oder gerade wegen dieser außergewöhnlichen Behandlungsempfehlungen scheint sich die Situation in Nordkorea weiter zuzuspitzen. Berichten zufolge habe die Regierung nun sogar Militär-Truppen entsandt, um den landesweiten Lockdown durchzusetzen. Außerdem müssten Apotheken rund um die Uhr geöffnet bleiben, um die Versorgung zu gewährleisten. Machthaber Kim Jong-un kritisierte laut KCNA die „unverantwortliche Arbeitseinstellung“ der Beamten im Kabinett und Gesundheitsbehörden.