„Wenn wir Mode nur als Geschäft sehen, stirbt sie“
Die Welt
Vor 100 Jahren gründete Guccio Gucci ein Geschäft für Lederwaren und Gepäck. Heute gehört das Unternehmen zu den größten Playern der Modewelt. Kreativdirektor Alessandro Michele über die Kunst, eine Marke jung zu halten, und darüber, warum er sich fühlt wie ein Fuchs.
Das 100-jährige Jubiläum der italienischen Marke Gucci schien aufgrund der Corona-Restriktionen quasi abmoderiert. Jetzt wurde es doch ein Feuerwerk der Ideen und Projekte: eine Open-Air-Show in Los Angeles (in wenigen Wochen), ein ganz neues Mode-Genre (Vintage Couture), eine wegweisende Zusammenarbeit mit einer anderen Megamarke (Balenciaga), temporäre Show- und Event-Räume in Berlin, Mailand und London (Gucci Circolo). Ein guter Anlass, mit dem Kreativdirektor Alessandro Michele über eine der schillerndsten Marken der Modewelt zu sprechen.
Eine Woche Zeit soll Alessandro Michele, heute 48, gehabt haben, als er im Januar 2015 die Gucci-Herrenkollektion überarbeiten sollte. Michele zettelte eine Revolution an: junge Männer in Schluppenblusen, androgyn, verstört, märchenhaft. Gemeinsam mit dem CEO Marco Bizzarri erreichte er seitdem ein spektakuläres Wachstum der Marke und eine Strahlkraft, die von Hollywood bis zum Problemkiez reicht. Michele hat in seiner Heimatstadt Rom Mode studiert, unter anderem für Fendi und den Porzellanhersteller Ginori gearbeitet. Er lebt mit seinem Partner in Rom.