„Wenn man dem Giftgas entgehen wollte, gab es nur die Emigration“
Die Welt
Am 18. Oktober 1941 begannen in Berlin die Deportationen. Sebastian Haffner schilderte damals akribisch den Alltag in Angst und Schrecken, Jahre der Demütigung und Angst auch für den Schriftsteller. Besonders jedoch für die Juden, denen nur noch ein einziger Ort wirklich offenstand.
Neulich bei den Seelöwen im Berliner Zoo fiel mir ein Feuilleton von Sebastian Haffner ein. „Robben im Ruhestand“ erschien im Juli 1935 in der Berliner Illustrierten „Die Koralle“. Vor ein paar Jahren hatte ich es bei einer Lesung gehört; seitdem ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Wegen Onkel Rudolf und Tante Mathilde?
Es ging um das paradiesische Leben der Robben im Zoo: Dreimal am Tag fliegen ihnen die Fische ins Maul „wie den Einwohnern des Schlaraffenlandes die gebratenen Tauben“. Sommer, Sonne und nichts zu tun, als zu planschen und zu verdauen. Kein Wunder, dass sie die Gewissheit ausstrahlen, das große Los gezogen zu haben.