„Die Luft, die wir atmen“ (ARD) – Drama auf hohem Niveau im Ersten
Frankfurter Rundschau
Toll gespieltes und mit viel Empathie erzähltes Ensemble-Drama über Menschen, die unfreiwillig eine Nacht in einem Pflegeheim verbringen.
Was hätte das für ein schweres, bedrückendes Drama in der ARD werden können! Schließlich behandeln Pflegeheimgeschichten regelmäßig die gleichen düsteren Themen: Den Betreibern geht es nur ums Geld; das Personal ist überfordert und entsprechend unfreundlich; Söhne und Töchter haben ihre Eltern abgeschoben und hoffen, möglichst bald zu erben; von Siechtum und würdelosem Sterben ganz zu schweigen.
Der Tod ist zwar auch in „Die Luft, die wir atmen“ (ARD) zu Gast, aber davon abgesehen ist es schon erstaunlich, welch’ eine Lebensfreude die Autorin Julia C. Kaiser und der Regisseur Martin Enlen verbreiten. Dabei ist das mit viel Empathie umgesetzte Drehbuch weit davon entfernt, eine Komödie zu sein; und doch hinterlässt er eine heitere Gelassenheit.
Das hat vor allem mit den Begebenheiten zu tun, von denen der Film im Ersten erzählt. Es gibt zwar keine zentralen Figuren, aber drei Paare rücken im Verlauf der Handlung stärker in den Mittelpunkt: Der alte Herr Glenski (Gerd Wameling) leidet unter beginnender Demenz. Seine Tochter Alisa (Bernadette Heerwagen) braucht unbedingt eine Bankvollmacht, weil sie die Kosten fürs Heim bislang aus eigener Tasche bezahlt, doch der alte Mann weigert sich zu unterschreiben.