ZDF-„Klartext“ mit Annalena Baerbock: Grünen-Kandidatin im Land der Egoismen
Frankfurter Rundschau
Annalena Baerbock erlebte in der ZDF-Sendung „Klartext“ ein Stahlbad. Ein Wunder, dass sie einigermaßen schadlos herauskam. Die TV-Kritik.
Berlin - Annalena Baerbock hat aktuell keine leichte Zeit. Als Kanzlerkandidatin, die versucht, erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik mit den Grünen ein Kanzleramt zu erobern, das stets fest in der Hand von Christ- oder Sozialdemokraten war, hat sie einen Kampf angenommen, der skeptisch beäugt wird. Auch an diesem Abend im ZDF wirkte es fast schon wie ein Tribunal für Baerbock und selbst die Moderation aus Bettina Schausten und Peter Frey schien im Rahmen ihres Formats „Klartext“ eine geradezu diabolische Freude daran zu haben, die Grüne zu grillen.
Das ist an sich erst einmal nichts, das es zu kritisieren gälte. Im Gegenteil: Ein Sprichwort aus dem angelsächsischen Sprachraum lautet, dass niemand in die Küche gehört, dem es am Herd zu heiß wird. Vergleicht man jedoch das Frageschema und -muster dieser Ausgabe des ZDF-„Klartext“ etwa mit dem weitaus faireren Format „Wahlarena“ der ARD, dann fällt doch schnell auf, worauf diese Art der Befragung hinauslaufen soll.
Denn im Gegensatz zur „Wahlarena“ werden die Fragenden im Publikum nicht nach einer eher zufälligen Auswahl drangenommen, was im besten Fall zu einer Dynamik führen kann, wie einen Abend zuvor, als die „Wahlarena“ mit Armin Laschet sehr ausgewogen daherkam. Nein, beim ZDF-„Klartext“ dienen die Fragenden eher als Aushängeschilder für ihre jeweiligen Themenfelder, handverlesen ausgesucht und nach klarer Linie orchestriert, dürfen sie ihre Sätzchen aufsagen, werden zum Teil sogar zuvor noch per Einspieler vorgestellt. Spontan ist hier gar nichts.