Wo das Schlaraffenland wirklich liegt
Die Welt
Das Berliner Auktionshaus Bassenge ist bekannt für seine thematischen Versteigerungen. In dieser Saison geht es rund ums Essen. Eine historische Karte ist besonders delikat. Mit ihr findet man ins Dorf Bratwurst am Senfsee. Aber die Reise ist nicht ganz billig.
Ganz weit im Nordosten liegt das Dörfchen Unschuld. Noch jenseits des Göttlichen Gnadenflusses am äußersten Rande des kleinen Königreichs der Jugendfrische wissen die Menschen womöglich nicht, dass nur ein paar teutsche geometrische Meilen weiter in den Bächen und Flüssen schon Milch und Honig und Schokolade fließen. Sie ahnen wohl auch noch nicht, dass hinter dem Imperium der großen Mägen und dem Reich der Trinker der Wein Stroom fließt, um beim Kotzinhaven ins versoffene Meer zu münden.
Im Jahr 1716 wurde das Schlaraffenland erstmals kartografiert, von dem schon der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs erzählt hatte. Es ist ein ganzer Kontinent des Müßiggangs, der Trunksucht und der Völlerei, des maßlosen Konsums und der freien Verfügbarkeit aller Verbrauchsgüter, die man sich nur vorstellen kann. Die geografische und äußerst fantasievoll betextete Karte erschien im „Atlas novus terrarum“ des Nürnberger Verlegers Johann Baptist Homann.