Wladimir Putins Freunde: Welche Rolle spielen Serbien und Ungarn im Ukraine-Konflikt?
Frankfurter Rundschau
Sie pflegen gute Beziehungen. Doch mit Russlands Aggression gegen die Ukraine geraten besonders die Regierungen Serbiens und Ungarns immer mehr in Erklärungsnot.
Statt mit diplomatischen Höflichkeitsfloskeln wurde Serbiens Präsident Aleksandar Vucic bei seiner Stippvisite im Pariser Élysée-Palast mit klaren Worten empfangen. „Unsere Position ist nicht leicht“, bekannte Vucic nach dem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Emanuel Macron zu Wochenbeginn: „Ich bin besorgt. Der Druck auf Serbien wegen der Entscheidungen von Wladimir Putin wird immer größer.“
Einerseits drängt Serbien in die Europäische Union. Andererseits pflegt der EU-Anwärter mit Russland und China sehr enge Bande. Serbien liebe seine „militärische Neutralität“, hatte Vucic am Wochenende in der Funktion als Chef der nationalpopulistischen Partei SNS bei einem Wahlkampfauftritt in der südserbischen Provinz noch selbstbewusst getönt: „Nur weil das jemand von uns fordert, werden wir unsere guten Beziehungen zu Russland und China nicht gefährden.“
Doch die Eskalierung des militärischen Konflikts in der Ukraine bringt den Liebhaber des Drahtseilakts zwischen Ost und West zunehmend in Erklärungsnot. Heimische Kritiker:innen weisen darauf hin, dass das Agieren Moskaus im Donbass kaum mit der serbischen Argumentation im Kosovo-Konflikt in Übereinstimmung zu bringen sei: Genauso wie Russland sei auch die Ukraine ein slawischer Bruderstaat, der Kosovo nicht anerkannt habe.
Doch noch mehr macht Belgrad der zunehmende Druck Brüssels zur Angleichung an die EU-Außenpolitik zu schaffen. Der Übernahme der Russlandsanktionen der EU hatte sich Belgrad bisher stets verweigert, doch das Verständnis im Westen für Serbiens Sonderweg schwindet. „Serbien könnte gezwungen sein, sich zu einer Seite zu bekennen“, meint die Zeitung „Blic“. Die Ukraine-Krise sei für Serbien das „Ende des Sitzens auf den Stühlen Brüssel und Moskau“, orakelt der Politologe Boris Varga.
Auffällig enge Bande zu Moskau pflegt auch das benachbarte Ungarn. Seine Dauerkritik an den Sanktionen gegen Russland hat Premier Viktor Orban den Ruf als Putins Anwalt in der EU beschert. Die EU-Sanktionen hat Budapest allerdings nie per Veto verhindert – und stets mitgetragen.